Freitag, 16. November 2018

Knoblauch

Unfaßbar: Syrischer Asylbewerber brät Tiroler Kleinkind mit viel Knoblauch

Daß der Knoblauch mit den Gastarbeitern aus dem Mittelmeer-Raum nach Deutschland (und Österreich, nota bene) gekommen oder zumindest durch sie erst populär geworden sei, halte ich für ein wildes Gerücht.
Die Tant Anna, eigentlich war sie meine Großtante, hat gerne und oft Knoblauchbrot gegessen. Eine Scheibe Schwarzbrot, etwas Butter drauf, und darauf wieder reichlich (!) Knoblauch; ob gepreßt oder gewürfelt weiß ich nicht mehr, auf jeden Fall wurde das Brot im Rohr kurz überbacken. Die Tant Anna ist 1958 gestorben, also noch vor den ersten Gastarbeitern. Sie hat mir seinerzeit erzählt, Knoblauch sei wahnsinnig gesund und man würde durch reichlichen Knoblauchkonsum alt werden.
Das hat mich beunruhigt, denn mir war damals - und noch lange danach - der Knoblauchgeruch ausgesprochen widerwärtig. Also würde ich, so befürchtete ich, nicht sonderlich alt werden. Daß in der Knoblauchwurst tatsächlich Knoblauch drin ist, habe ich nicht gerafft, meine Nase war schon damals nicht besonders zuverlässig.
Als ich so etwa dreißig war, habe ich mal von Tsatsiki genascht und war hin und weg. Seither bin ich ausgesprochen knoblauchaffin und gebe das Zeug in rauhen Mengen in die Gerichte.
Im übrigen darf ich dran erinnern, daß das Gebiet zwischen Erlangen und Nürnberg seit Jahrhunderten als "Knoblauchsland" bezeichnet wird. Ich gehe zuversichtlich davon aus, daß die fränkischen Bauern den Knoblauch nicht wegen des möglichen Exports der Feldfrucht an's Mittelmeer angebaut haben.
Ich habe 10 Jahre lang in Kampanien gelebt, 120 km südlich von Neapel, meine Söhne haben dort ihre maturità gemacht. Als mein Ältester mit seiner Klasse eine Klassenfahrt nach Österreich und in die Tschechei gemacht hat, bekam er reichlichst zu essen, denn die meisten seiner italienischen Klassenkameraden konnten sich mit der k.u.k.-Küche nicht anfreunden und reichten ihre Teller gern an ihn weiter. Iiih, Gulasch, das kann ja kein Italiener fressen. Na ja. Die Klasse meines Jüngsten war mal in der Toskana und die lieben Kinder aus Süditalien fanden die dortige Küche nahezu ungenießbar.
Nach der Klassenfahrt habe ich mit der Gemüsefrau in Castellabate (deren Tochter ebenfalls dabei war) gesprochen. Sie meinte, sie könnte schon verstehen, daß die jungen Leute so reserviert gewesen wären. Sie wäre auch schon mal in Deutschland gewesen und habe gefunden, daß die Deutschen viel zu viel Knoblauch in ihre Gerichte täten. Meine Anmerkung, daß umgekehrt die Deutschen sämtliche Mittelmeerländer als typische Knoblauchländer ansähen, nahm sie sehr verwundert zur Kenntnis.

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