Montag, 25. April 2016

Die Tragödie vom Tee

Ich trinke sehr gerne Tee, ich mein, schwarzen, grünen, weißen Tee von der Pflanze thea siniensis.
Aber, das ist auch klar, das Leben hat mich gelehrt, vorsichtig zu sein. Wenn mich eine bis dato nicht oder wenig bekannte Frau (die Betonung liegt auf "Frau") frägt, ob ich eventuell einen Tee möchte, werde ich vorsichtshalber immer sagen, daß mir ein Kaffee recht wäre.
Denn so ist das Leben: Sie frägt mich, ob ich einen Tee möchte, ich nicke begeistert und in 99,3 % der Fälle stellt mir die Frau einen irgend gearteten Pflanzenabsud hin: Kamillentee, Magen- oder Beruhigungstee. "Du wirst sehen, der tut dir sehr gut." So gut wie nie kriegst du von einer Frau einen Darjeeling, einen Keemun Congou, einen Yünnan oder Oolong serviert. Was immer Frauen an Freuden zu spenden vermögen, ein guter Tee ist nicht darunter.
Falls doch - sofort heiraten!

Sonntag, 17. April 2016

Gefickt sei deine Mutter

Eine Schmähkritik am türkischen Sultan

1676, zu Beginn des Osmanisch-Russischen Krieges verlangte der türkische Sultan Mehmed IV. von den Saporoger Kosaken die Unterwerfung. [1]
Ich, Sultan und Herr der Hohen Pforte, Sohn Mohammeds, Bruder der Sonne und des Mondes, Enkel und Statthalter Gottes auf Erden, Beherrscher der Königreiche Mazedonien, Babylon, Jerusalem, des Großen und Kleinen Ägyptens, König der Könige, Herr der Herren, unvergleichbarer Ritter, unbesiegbarer Feldherr, Hoffnung und Trost der Muslime, Schrecken und großer Beschützer der Christen, befehle euch, Saporoger Kosaken, freiwillig und ohne jeglichen Widerstand aufzugeben und mein Reich nicht länger durch eure Überfälle zu stören.
Sultan Mehmet IV. [2]
Daraufhin sollen [3] die Kosaken einen Brief an den Sultan verfaßt haben.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/Ilja_Jefimowitsch_Repin_-_Reply_of_the_Zaporozhian_Cossacks_-_Yorck.jpg
Du türkischer Teufel, Bruder und Genosse des verfluchten Teufels und des leibhaftigen Luzifers Sekretär! Was für ein Ritter bist du zum Teufel, wenn du nicht mal mit deinem nackten Arsch einen Igel töten kannst? Was der Teufel scheißt, frißt dein Heer. Du wirst keine Christensöhne unter dir haben. Dein Heer fürchten wir nicht, werden zu Wasser und zu Lande uns mit dir schlagen, gefickt sei deine Mutter!
Du Küchenjunge von Babylon, Radmacher von Mazedonien, Ziegenhirt von Alexandria, Bierbrauer von Jerusalem, Sauhalter des großen und kleinen Ägypten, Schwein von Armenien, tatarischer Geißbock, Verbrecher von Podolien, Henker von Kamenez und Narr der ganzen Welt und Unterwelt, dazu unseres Gottes Dummkopf, Enkel des leibhaftigen Satans und der Haken unseres Schwanzes. Schweinefresse, Stutenarsch, Metzgerhund, ungetaufte Stirn, gefickt sei deine Mutter!
So haben dir die Saporoger geantwortet, Glatzkopf. Du bist nicht einmal geeignet, christliche Schweine zu hüten. Nun müssen wir Schluß machen. Das Datum kennen wir nicht, denn wir haben keinen Kalender. Der Mond ist im Himmel, das Jahr steht im Buch und wir haben den gleichen Tag wie ihr. Deshalb küß unseren Hintern!
Unterschrieben: Der Lager-Ataman Iwan Sirko mitsamt dem ganzen Lager der Saporoger Kosaken.

Mit so einem Brief fällst du durch jede Aufnahmeprüfung für den Diplomatischen Dienst. Wahrscheinlich zieht sogar die Rechtsabteilung des ZDF seine juristische Unterstützung zurück, wenn du so was schreibst.
Interessant ist ein Detail aus dem Gemälde von Ilja Repin von 1891:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Saporoger_Kosaken_%28Repin%29_-_Kosak_mit_Schafsfellmütze.jpg

Man achte auf den sorgenvollen Mann links hinter dem lachenden Kosaken. Es handelt sich hierbei, wie unschwer zu erkennen ist, um Wladimir Putin, der um seine guten Beziehungen zur Türkei fürchtet.


[1]   Der Artikel ist teilweise aus der Wikipedia abgeschrieben. Drauf aufmerksam gemacht hat mich ein Facebook-Beitrag von Leander Sukov, der es wiederum von Christian Brandes hat.
[2]   Dieser Sultan Mehmet IV. hatte anscheinend generell kein glückliches Händchen, 1683 ist ihm ein militärischer Ausflug nach Wien gründlich mißlungen. So gründlich, daß damit das Ende der osmanischen Vorherrschaft über den südlichen Mittelmeer-Raum eingeläutet wurde. (Bei Moslems sagt man wahrscheinlich nicht "eingeläutet", sondern "einmuezziniert".)
[3]   Die Quellenlage ist ein bißchen ungenau.

Samstag, 2. April 2016

Die Zehn Gebote

Gemeinhin wird nicht gerne darüber gesprochen, aber am Anfang der Abendländischen Ethik, die, wie so vieles aus dem Morgenland kam, stand ein relativ unerfreulicher Vorfall.
Als Moses auf dem Berg Sinai war, die Zehn Gebote zu empfangen, hatte das Volk sich ein goldenes Kalb gemacht und ein Fest gefeiert.
Mose wandte sich und stieg vom Berge und hatte zwei Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, die waren beschrieben auf beiden Seiten. Und Gott hatte sie selbst gemacht und selber die Schrift eingegraben. Da nun Josua hörte des Volks Geschrei, daß sie jauchzten, sprach er zu Mose: Es ist ein Geschrei im Lager wie im Streit. Er antwortete: Es ist nicht ein Geschrei gegeneinander derer, die obliegen und unterliegen, sondern ich höre ein Geschrei eines Singetanzes.
Als er aber nahe zum Lager kam und das Kalb und den Reigen sah, ergrimmte er mit Zorn und warf die Tafeln aus seiner Hand und zerbrach sie unten am Berge (...) Da nun Mose sah, daß das Volk zuchtlos geworden war (denn Aaron hatte sie zuchtlos gemacht, zum Geschwätz bei ihren Widersachern), trat er an das Tor des Lagers und sprach: Her zu mir, wer dem HERRN angehört! Da sammelten sich zu ihm alle Kinder Levi. Und er sprach zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Gürte ein jeglicher sein Schwert um seine Lenden und durchgehet hin und zurück von einem Tor zum andern das Lager, und erwürge ein jeglicher seinen Bruder, Freund und Nächsten. Die Kinder Levi taten, wie ihnen Mose gesagt hatte; und fielen des Tages vom Volk dreitausend Mann. Da sprach Mose: Füllet heute eure Hände dem HERRN, ein jeglicher an seinem Sohn und Bruder, daß heute über euch der Segen gegeben werde.
Am Anfang der Weltkarriere der 10 Gebote ("Du sollst nicht töten", wir erinnern uns) stand ein Massaker.
Aaron, der angeblich maßgeblich verantwortlich für das Goldene Kalb und die Zuchtlosigkeit des Volkes war, wurde nicht erschlagen, denn er war der Bruder von Moses. Am Anfang der abendländischen Ethik stand also auch die Freunderlwirtschaft.