Donnerstag, 31. März 2016

Moslems zünden Kirche in Salzburg an

Das habts jetzt davon, ihr Gutmenschen

Im deutschsprachigen Internet wimmelt es  von Huhu-die-bösen-Moslems-Meldungen. Der Anteil dubioser bis äußerst dubioser Meldungen ist dabei so hoch, daß man jede derartige Meldung - wirklich je - de! - penibel nachrecherchieren müßte. Das Blöde dabei ist, daß das Recherchieren sehr viel mühsamer und zeitaufwendiger ist als das immer neue Erfinden von Greuelstories von der Wilden Sau.
Vor zwei, drei Jahren ging eine Meldung durch's Netz, es hätten militante Moslems eine Kirche in Salzburg angezündet. Zum Beweis lag dem Blogbeitrag dieses Bild bei:
Das ist ja übel, denkst du dir, was diese Moslems da wieder angerichtet haben. Dann fällt dir das Kreuz auf, das eine in katholischen Ländern gar nicht übliche Form hat. Ja, gut, könnte auch eine griechisch- oder russisch-orthodoxe Kirche in Salzburg sein. Aber die Feuerwehrmänner sahen ebenfalls nicht so aus, wie ich mir Salzburger Feuerwehrmänner vorstelle.
Ich suchte im Netz und fand schließlich einen Reisebericht aus der Geo-Reisecommunity:
Dort war zu lesen: "5. August 2004. Letzte Nacht hatte es stark geregnet und wir mussten in aller Frühe die Zelte in einem halbnassen Zustand verpacken. Doch dann ging es los nach Yelizovo einer Vorstadt von Petropavlovsk. In Yelizovo liegt auch der Flughafen.
Als wir ankamen wurden wir Zeuge, wie die russisch orthodoxe Kirche des Ortes brannte. Fünf Feuerwehrfahrzeuge versuchten den Brand zu löschen. Allerdings war schon der gesamte Dachstuhl abgebrannt inklusive den beiden Zwiebeltürmchen. Aber es gelang zumindest den unteren Bereich der Kirche zu retten."
Oh! Petropavlovsk, Kamtschatka. Und 2004. Das ist ein paar Jahre von jetzt und einige Kilometer von Salzburg und dem Salzkammergut entfernt. Die Halbinsel Kamtschatka liegt ganz weit hinten in Rußland, östlicher noch als Japan.

Dienstag, 29. März 2016

Die gutherzige Gerda

Zur Politischen Ökonomie der Zauberfeen


In grauer Vorzeit, als unsere alt gewordene Welt noch jung und bunt war und erfüllt von Leben, lebte im Lande König Gunthers der arme Köhler Kunz.
Der arme Köhler Kunz war Köhler und hieß Kunz, weil schon sein Va­ter Köhler gewesen war und Kunz geheißen hatte. Arm war er aus den nämlichen Gründen. Dem armen Köhler Kunz konnte so leicht keiner etwas vormachen. Er war nicht mehr der Jüngste, er kannte das Leben und das Leben kannte ihn, und die beiden mochten sich nicht besonders.
Auf seine Köhlerhacke gestützt, starrte Kunz in den träge vor sich hinglimmenden Holzkohlenmeiler, als er eine Erscheinung hatte.
Erst war ein Flimmern und Flackern um ihn, dann erschien aus dem Nichts und Nirgendwo eine schöne, junge Frau in der Lichtung des Waldes.
„Wer bist du?“ fragte der Köhler, der von dergleichen Erscheinungen schon gehört hatte.
„Ich bin die Wunschfee Ger­da und ich habe beschlossen, dir drei Wünsche zu erfüllen.“
„Und was wünscht man bei sol­chen Gelegenheiten für gewöhnlich?“
„Hast du keine Wünsche aus dir selbst?“
„Na ja, mehr als drei. Das ist mein Problem.“
„Laß Herz und Verstand sprechen und entscheide spontan.“
Kunz hatte von beidem nicht im Übermaß und so setzte er sich ins Gras, barg den Kopf in den schweren Grübelhänden und dachte nach. „Ich möchte,... nein, warte... - Ich glaube, ich möchte König sein“, sagte er dann plötzlich.
„So sei es“, sprach Gerda feierlich, streckte ihre Finger aus und die Finger machten „blimp“.
Einen Moment lang ­dachte Kunz, es habe sich nichts verändert. Dann sah er das edelsteinblinkende Szepter in seiner Rechten, sah den purpurnen Königsmantel von seiner Schulter hängen und spürte die goldene Krone auf seinem Haupt.
Eine Weile stand König Kunz da und konnte sein Glück nicht fassen. Bis ihn jähe Panik erfaßte.
Hastig warf er den Krönungsmantel ab, legte Krone und Szepter darauf. Unerachtet ihm eine Dame dabei zusah, riß er sich auch die übrigen Königsgewänder vom Leib. Da Purpur, Gold und Edelstein immer noch glitzerten und blinkten, griff der König nach der Köhlerdec­ke und warf sie rasch über die funkelnde Pracht.
Nun erst, da Kunz sah, wie Gerda schamhaft errötend ihren Blick zur Seite wandte, wurde er gewahr, daß er splitternackt auf der Lichtung stand.
„Oh!“ sagte er verlegen und bedeckte seine Blöße mit den Händen.
„Was soll jetzt das?“ fragte Gerda, vorsichtig über die Schulter blickend.
„Soll ich etwa in diesen Kleidern auf der Waldlichtung herum­stehen?.“
„Ich habe schon schlechter gekleidete Männer gesehen.“
„Und wenn mich einer sieht?“
„Wird er dir als König huldigen.“
„Ha!“ schnaubte Kunz. „Huldigen! Wenn ich Glück habe, erschlägt er mich und raubt die Kostbarkeiten.“
„Ach Gott!“ rief Gerda erschrocken. „Und was passiert, wenn du kein Glück hast?“
„Dann übergibt er mich den Schergen des Grafen. Tot sein ist eine Gnade im Vergleich.“
„Aber, aber, König Kunz. Wenn einer Angst haben muß, dann ist es der Graf - vor dir und deinen Kriegsmannen.“
„Kriegsmannen? -­ Ach so“, grinste er dann, „du meinst, ich könnte mir welche wünschen?“
„Nein. Aber man kann Menschen kaufen.“
„Und womit?“
„Mit dem Gold aus der Schatz­kammer deiner Königsburg.“
Nun begriff der Köhler. „Ich wünsche mir“, sagte er, „eine Burg und eine stets gefüllte Schatzkammer.“
Gerda hob ih­ren Wunschfinger und machte zweimal „Blimp“.
Kaum war das Zauberblimp verklungen, knirschte und knackte es im Erdreich, wie es der Köhler noch nie im Erdreich hatte knirschen und knacken hören. Der Waldboden wankte und öffnete sich und aus der Erde erhob sich ein Berg. Der Berg wuchs und wuchs, und als er hoch genug war, eine Burg zu tragen, wuchs eine Burg aus ihm.
„Jetzt“, sprach der ehemalige Köhler zufrieden, „kann mein Leben als König Kunz I. beginnen.“
Mit aller Würde, die er seinem neuen Stand als König schuldig war, hob er die Königsgewänder auf, die er eben noch hastig und angstvoll von sich geworfen hatte.
„Ich an deiner Stelle würde mich beeilen, daß ich in die Burg komme“, sagte Gerda zu Kunzens nacktem Rücken.
„Warum?“
„Darum!“
Kunz schaute sich um und sah einige Leute aus dem Wald treten, die, mit allerlei waffentauglichem Gerät versehen, entgeistert die plötzlich entstandene Burg bestaun­ten.
Rasch packte Kunz sein Bündel unter den Arm und rannte, nackt wie er war und so schnell er nur konnte, den Burgberg hinauf, in die schützenden Mauern.
Gerda nickte zufrieden, als die schweren Torflügel des Burgtores zuschlugen und löste sich dann in Luft auf.
Zwei der herangeeilten Männer berichteten später von einem nackten Mann, der den Berg hinaufgelaufen sei und von einer schönen, kaum bekleideten Frau, die sich vor ihren Augen in ein Wölkchen verwandelt hätte. Da beide als Trunkenbolde im Dorfe bekannt waren, schenkte niemand ihren Erzählungen Glauben.
Noch am selben Tage warb Kunz einige starke Männer als Leibgarde an. Auch andere Bewohner des Dor­fes fanden eine Anstellung in Küche, Stallung oder wo auch immer. Dorfdodel Erwin jedoch wurde zum königlichen Hofnarren ernannt.
So entwickelte sich alles prächtig und zum Besten und König Kunz und die Seinen lebten glücklich und zufrieden.


Drei Tage später berichtete ein müder Reiter auf erschöpftem Pferd König Gunther, daß drei Tageritte von hier entfernt eine neue Burg aus der Erde gewachsen sei. König Gunther lachte herzlich über diesen Unfug, nur sein Leibarzt meinte, es gebe mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lasse.
Mit dieser Bemerkung fiel Dr. Siegfried bei seinem König auf der Stelle in Ungnaden. Gunther, der nie im Leben eine Schule besucht hatte, schickte ihn aus, die angeblich aus dem Boden gewachsene Burg zu be­schauen.
Kunz, der die vornehme Küche nicht gewöhnt war, litt an heftigen Verdauungsbeschwerden, was ihn empfänglich machte für die Idee, einen Leibarzt anzuwerben. Anstelle von Dr. Sieg­fried kehrte deshalb der unbedeutendste Knecht aus seiner Begleitschutz­truppe zurück, um dem Posten am Burgtor auszu­richten, Dr. Siegfried samt Begleitschutztruppe sei ab sofort in Diensten König Kunzens des Ersten. Sprach’s und ritt zurück, eine bedeutend besser bezahlte Stelle als unbedeutendster Knecht in Kunzens Begleitschutztruppe anzutreten.
Diese Wendung der Dinge wollte König Gunther gar nicht gefallen. Zwei Könige auf dem Boden eines Königreiches - das konnte nach allen Regeln des Königtums nicht gut gehen. Und es ging nicht gut.
Es kam zum Krieg und wäre fast auch zum Kampf gekommen, hätte nicht Kunz allen Soldaten Gunthers, die zu ihm über­liefen, das doppelte ihres Soldes versprochen.
Übrig blieben Gunther und jene, die zu nahe bei ihm standen, um sich unauffällig zu entfernen.
König Gunther mußte sich seinem neuen Kollegen kampf­los ergeben und wurde dafür reich belohnt. Kunz schickte ihn in die Verbannung, anstatt ihm den Kopf abzuschlagen, wie es damals der Brauch war.
Gunthers Königreich war nun im Besitz des ehemaligen Köhlers. Und da Macht Appetit auf mehr Macht macht, konnte es nicht ausbleiben, daß bald das nächstbe­nachbarte Königreich zur Eroberung anstand und auf die bewährte Art und Weise erobert wurde.
Je mehr Untertanen aber König Kunz hinzugewann, desto mächtiger wurde er.
So also entwickelte sich alles prächtig und zum Besten und König Kunz und die Seinen lebten glücklich und zufrieden.

 

Nun geschah es aber, daß König Kunz I. sich nach der unblutigen Er­oberung des fünften Königreiches zum „Kaiser Kunz der Große“ ernannte. Zur Feier des denkwürdigen Ereignisses gab es auf der Kaiserburg ein rauschendes Fest, bei welchem der Wein aus allen Krügen in Strömen floß, das Gras in dic­ken Wolken aus allen Pfeifen quoll. Und es war ein Hackedichtsein, wie es auf Erden lange nicht mehr ein Hackedichtsein gegeben hatte. Der Betrunkenste und Bekiffteste von allen aber war der neue Kaiser.
Als das Fest seinen Höhepunkt überschritten hatte, ein Ende aber nicht absehbar war, wandte sich der Kaiser an seinen liebsten Zechgenossen Erwin, der es als Narr der Ersten Stunde zum kaiserlichen Oberhofnarren gebracht hatte.
„Weißu...?“ fragte der Kaiser seinen Narren, „...weißu eingdlch, wies kommt, daß ich Kaisa bin, hä?“
„Nö.“
Dieses schlichte „Nö“ verleitete den Kaiser dazu, seinem Narren die Geschichte von Gerda und den drei Wünschen zu erzählen; ein Geheimnis, das er bis dahin sorgfältig gehütet hatte.
Nachdem Kunz mit einem trunkenen Kichern seine Erzählung geendet hatte, nahm Erwin einen tiefen Schluck aus seinem Becher, kippte nach hinten und schlief ein.
Am nächsten Morgen konnte sich Erwin weder an Kunzens Geschichte noch an das Fest als solches erinnern. Drei Tage später jedoch machte es „Schlkonk!“ in Erwins Narrenhirn und die Ge­schichte mit Gerda, der Wunschfee, war wieder da.
Unter einem nichtigen Vorwand stahl sich Erwin fort aus der Burg und ging in den nahegelegenen Wald. Er breitete die Arme aus und rief, so laut er nur konnte, nach Gerda, der Wunschfee.
Nun weiß natürlich jeder, daß eine Wunschfee nach eigenem Gutdünken zu dir kommt oder eben - meistens - nicht. Jeder weiß das, außer Er­win.
Kaum hatte Erwin die Worte ausgesprochen, da war ein Flimmern und Flackern um ihn und aus dem Nichts und Nirgendwo erschien eine schöne, junge Frau in der Lichtung des Waldes.
„Du mußt Gerda sein“, sagte Erwin zu der jähen Erscheinung. „Die Wunschfee Gerda.“
„Und du bist ein Narr.“
„Woher weißt du?“
„Lassen wir das. Was willst du?“
„Ich möchte“, kam Erwin ohne Umschweife zur Sache, „gerne drei Wün­sche haben.“
„Das kannst du. Wenn du dich ein wenig beschränkst.“
Gerda machte eine schnelle Geste, von der man nicht so genau sagen konnte, ob sie grüßend oder unwirsch gemeint war und war bereits wieder halb im Nichts und Nirgendwo verschwunden, als Erwin, so rasch wie noch nie in seinem Leben zuvor nach ihr griff und sie im Hier und Wald zu­rückhielt.
Gerda konnte vieles, aber sich in Nichts auflösen, während sich ein Sterblicher an sie klammerte - das konnte sie nicht.
„Was ist denn noch?“ grummelte sie ärgerlich.
„Ich möchte, daß du mir drei Wünsche erfüllst.“
„Das geht nicht.“
Wa - rum nicht?“
Da - rum nicht.
„Dem Köhler Kunz seine Wünsche hast du aber auch erfüllt.“
„Das war was anderes.“
„Und was war anders?“
„Den armen Köhler Kunz habe ich selber erwählt.“
„Na also, dann erwähle jetzt mich.“
Gerda stöhnte über soviel Dreistigkeit, blieb aber hart: „Nein!“
„Was hat denn den Köhler Kunz vor mir ausgezeichnet?“
„Nichts. Nur der Umstand, daß das Los zufäl­lig auf ihn fiel.“
Das ging noch eine ganze Weile so dahin, bis Gerda schließlich sämtliche Sicherungen durchbrannten und sie den Narren Erwin anschrie: „Dann sag endlich, was du dir wünscht und dann verschwinde!“
Erwin sagte seine Wünsche auf - König sein, Burg und Schatzkammer - und bekam sie umgehend erfüllt.
Da König Erwins neue Burg in Sichtweite der Kaiserburg jäh gewachsen war, dauerte es nur Minuten, bis Kunz die Nachricht von dem Wunder überbracht wurde. Der Kaiser wußte besser als jeder andere, was das zu bedeuten hatte und er rüstete umgehend zum Krieg.
König Erwin, der noch keine Zeit gehabt hatte, Truppen anzuwerben, beschoß das heranrückende Heer mit Gold und Edelsteinen, mit der Folge, daß alle Mann zu ihm überliefen und Kunz ein zweites Heer losschicken mußte, das erste zu bekämpfen.
Das gestaltete sich etwas schwierig. Kunz und Erwin hatten beide nie versiegende Schatzkammern, wo­durch das Edelsteinwerfen rasch ausuferte und schließlich nicht mehr funktionierte. Nach Jahren des blutigen Krieges einigte man sich auf eine Teilung so­wohl des Reiches als auch des Titels Kaiser.
Bei den Feierlichkeiten anläßlich der Unterzeichnung des Staatsver­trages offenbarte der schwerstbetrunkene Kaiser Erwin einer Hüh­ner­magd, mit der ihn seit drei Tagen ein Techtelmechtel verband, das Ge­heimnis seiner Macht.
Tags darauf wuchs aus dem Wald um Erwins Burg die Burg der Hühnermagd, und da auch Kunz anläßlich des vertraglichen Besäufnisses eine kleine Indiskretion begangen hatte, erschien wenige Stunden später eine weitere Burg.
Es kam zum Edelsteinwerfen, zum Krieg und schließlich zum Friedensvertrag.
Da im Folgenden mehr und mehr Menschen das Ge­heimnis um Gerda erfuhren, wuchsen die Burgen so schnell und zahlreich aus dem Boden, wie Pilze nach einem warmen Septemberregen.
Immer mehr Leute wurden zu Königen, die auf ihren Burgen saßen und es sich wohl sein ließen. Und das ehdem so arme und karge Land quoll über von Gold und Edel­steinen und Burgen sowieso.
So entwickelte sich alles prächtig und zum Besten und Tausende und Abertausende Könige und Königinnen lebten glücklich und zufrieden.


Vom Abendrot eines wunderschönen Tages überglänzt, stand Königin Sieglinde seufzend auf den Zinnen ihrer neuen Burg und schaute aus nach König Bernhard.
Des Morgens hatte sie den König mit einem Sack Edelsteine ausgeschickt, auf daß er in der Umgebung einige Kriegs­mannen und Küchenmägde anwerbe.
Die Sonne war eben am Untergehen, als Sieglinde ihren Gemahl erblickte, der müden Schrittes aus dem Schatten der Nachbarburg trat und den steilen Weg zur eigenen Burg hinauf schlurfte. Allein.
„Es ist ein Jammer, Alte“, seufzte König Bernhard, und die Tränen standen ihm in den Augen. „Niemand will sich als Knecht oder Magd bei uns verdingen, nicht einmal für einen Sack Edelstei­ne.“
„Und warum dies, guter Mann?“
„Jeder, buchstäblich jeder, war inzwischen dort, wo früher mal Wald gewesen war, und hat sich von Gerda eine Burg gewünscht und bekommen. Wir sind Kö­nige, umgeben von Königen und nichts als Königen. Hier...“ König Bernhard schlug seinen brokatenen Königsmantel zur Seite und hol­te darunter ein kleines Leinensäckchen heraus. „Hier sind einige Zwie­beln und Möhren und sogar ein halbes Hühnchen. Die hat mir ein mit­leidiger Nachbarkönig gespendet, damit wir nicht zu sehr Hungers leiden müssen.“
Und König und Königin aßen davon und weinten bitterlich über ihr Elend.
Das Land, das ehdem von Wald bedeckte, mit Feldern gesprenkelte, Wild und mancherlei Feldfrucht tragende Land, war nunmehr übersät mit Burgen und vollgepfropft mit Königen. Da es keine Wälder mehr gab, in denen man hätte jagen können, keine Felder, die man hätte bestellen können, brach eine furchtbare Hungersnot aus. Tausende schwerbewaffnete Könige bekriegten sich erbittert, eigenhändig gingen sie mit den besten und schärfsten Schwertern aufeinander los, um sich gegenseitig die wenigen verbliebenen Nahrungsmittel abzunehmen.
Viele wurden erschlagen, manche stürzten sich von den Zinnen ihrer Burgen, wieder andere verhungerten ganz ein­fach. Der Tisch für Raben und Geier war reich gedeckt.
Es war ein Wahnsinn.
Der totale Wahnsinn war das.


Hungrig und müde und sturzbetrunken saß der arme Schuster Alfons auf einem Stein am Wegesrand, dort wo sich die Wege von fünf Burg­bergen herab kreuzten.
Als er eine Erscheinung hatte, schob er es nicht eine Sekunde lang auf den reichlich genossenen Wein. Er wußte, das konnte nur Gerda sein, die gutherzige Gerda.
„Hallo, Gerda“, sagte er trunken und hob matt die Hand zum Gruße. „Was führt dich zu mir?“
„Du.“
„Ich? Ich habe dich nicht gerufen.“
„Eben, Alfons, eben. Du bist der letzte Bewohner dieses großen Lan­des, der mich noch nicht gerufen hat, auf daß ich ihm seine sehnlichsten Wünsche erfülle.“
„Mich brauchst du nicht unglücklich zu machen. Ich bin ruiniert durch das Unglück der anderen.“
„Ob du das alles nicht ein bißchen zu düster siehst, Schuster Al­fons?“
Alfons lachte, ein heiseres, böses Lachen. „Weißt du, was ich mir wünschen würde, wenn ich mir was wünschen dürfte?“
„Sag es, Alfons. Sag es mir.“
Wenn eine Wunschfee so etwas zu dir sagt, solltest du die folgenden Worte ganz genau wägen, ehe du sie aussprichst.
Alfons wog nicht.
Er stand auf, vom Weine schwankend, reckte die abgemager­ten Arme gen Himmel und rief: „Oh, käme doch, endlich, ein riesen­großer Arsch und schisse alles zu!“
Der Arsch kam nicht, aber es erhob sich mit schrecklichem Brausen das tosende Meer und verschlang das ganze, von entsetzlich wuchern­der Burg-Akne überzogene Land.
So entstand mit dem Untergang von Atlantis die Sage vom Untergang von Atlantis.

Montag, 28. März 2016

Vom Sein und vom Bewußtsein

Religion und Krieg

Die Konflikte des Westens mit den islamischen Ländern und jene innerhalb der islamischen Länder haben mit dem Islam als Religion nur sehr wenig zu tun, es ist eine Sache, die an der Oberfläche abläuft.
Glaubt einer wirklich, daß Menschen Dinge tun, weil ihnen dies eine Ideologie, Religion, Weltanschauung oder Gesinnung vorschreibt? Echte und nicht nur gedachte Menschen handeln doch nicht deswegen so, wie sie handeln, weil sie in ihren (mehr oder weniger) Heiligen Büchern irgendwelche Textstellen finden, die ihnen auftragen, so zu handeln.

Achmed und Ali in einem Straßencafé in Gaza. Während Achmed ein Buch studiert schaut Ali den Frauen nach und grübelt dabei. Achmed schaut aus dem Buch auf und tippt auf die aufgeschlagene Seite.
ACHMED Hömma, Ali, hier drin steht...
ALI Wo drin?
ACHMED Im Koran. Im Koran also steht, man sollte die Ungläubigen erschlagen und von ihrem Land verjagen.
ALI Ach was? Das steht da drin?
ACHMED So steht das da. Und hömma, Ali, die Juden sind doch Ungläubige, oder?
ALI Äh... Ach. Im Ernst?
ACHMED Sowieso.
ALI Ja und, das ist ihr Problem, wenn sie dereinst in der Gehenna landen.
ACHMED Ali, du verstehst mal wieder gar nichts. Wenn die Juden Ungläubige sind, dann müssen wir sie erschlagen oder aus dem Land vertreiben. Das steht hier drin.
ALI Ach nö, Achmed, muß das sein? Es ist viel zu heiß und außerdem ist die Sache gefährlich.
ACHMED Da hast du recht, natürlich. Ich hab eigentlich auch keine Lust, aber wenn's nun mal in diesem Buch drin steht...

So läuft das doch nicht. Menschen wollen aus materiellen Interessen heraus etwas tun und sie suchen sich, nachdem sie bereits wissen, was sie wollen und dies auch unbedingt tun werden, nachträglich eine "ethisch höherstehende" Begründung für das, was sie tun wollen und werden. Das Schöne an Bibel, Koran und Thora ist ja, daß hier für jeden Willen und jedes Interesse an irgendeiner Stelle der passende Spruch steht. Und sollte sich der gesuchte Spruch dort nicht direkt finden, so findet man ihn mit Sicherheit in einem der Kommentare eines Rabbiners, Imam oder Papstes.
Und wenn die Religion eines jähen Tages urplötzlich aus der Welt verschwunden wäre, so gäbe es andere Bücher und philosophische Systeme, in denen man fündig wird.
Die Christenheit rüstete doch nicht zu den Kreuzzügen, weil man plötzlich in den Schriften entdeckt hätte, daß dies ein Gott wohlgefälliges Werk wäre. Nach der vorletzten Jahrtausendwende gab es in Europa eine Bevölkerungsexplosion, damit verbunden auch einen enormen Überschuß an Adeligen und Grattlern (also normalen Menschen), die nicht mehr recht versorgt werden konnten. Schickte man diese Leute ins Heilige Land, so könnten sie sich entweder dort eine Lebensgrundlage erobern oder aber sie würden zugrunde gehen und auch so das Problem des Bevölkerungsüberschusses lösen. Also sprach der Papst: "Gott will es" und man zog los.
Die Araber (und später die Türken) haben aus politischen und ökonomischen Gründen mehr als die Hälfte der Mittelmeerküsten erobert, nicht wegen des Korans. Dieselben Moslems, mit immer noch dem gleichen Koran haben im 18. und 19. Jahrhundert und noch während mehr als der Hälfte des 20. Jahrhunderts still vor sich hinislamiert, so still und bräsig, daß in Europa das Gerücht vom passiven und trägen Orientalen umzugehen begann.
So rum wird ein Schuh draus.
Wieder einmal Lichtenberg: "Man kann so gut für als wider einen Satz verblendet sein; Gründe sind öfters und meistenteils nur Ausführungen von Ansprüchen, um etwas, das man in jedem Fall doch getan haben würde, einen Anstrich von Rechtmäßigkeit und Vernunft zu geben. Es scheint, die Natur habe eine so nötige Sache, als ihr die Überzeugung beim Menschen war, nicht gern auf Vernunftschlüsse allein ankommen lassen wollen, in dem diese leicht betrüglich sein können. Der Trieb kommt uns dem Himmel sei es gedankt, schon über den Hals, wenn wir oft mit dem Beweis der Nützlichkeit und Nötigkeit noch nicht halb fertig sind."
Die islamischen Länder waren für geraume Zeit unter die Herrschaft christlich geprägter Kolonialherren oder Hegemonialmächte geraten. Die Länder sind inzwischen formell selbständig, die Kolonialherren aber sind immer noch da und bestimmen wesentlich die Geschicke vieler Länder mit. Dagegen regt sich Widerstand, der Orient wird selbstbewußter und besinnt sich seiner eigenen Wurzeln. Der große, der entscheidende kulturelle Wurzelstock dieser Länder ist - ja, klar, der Islam.
Die neue Blüte des Islam im Orient hat mit der Religion als solcher ziemlich wenig zu tun, der Islam ist lediglich das einigende Band dieser Länder. Wenn die islamischen Länder den prägenden Einfluß fremder Länder abschütteln wollen, dann ist der Islam ein treffliches Werkzeug dafür. Wie in allen Heiligen Büchern findest du auch im Koran alles, was du als Begründung für irgendwas brauchst und natürlich auch das direkte Gegenteil.
Daß der Islam auch ideologisch in vielen Fällen ziemlich rabiat auftritt, darf niemand verwundern. Man kann Fremdherrschaft nicht wegbeten.
Glaubt einer allen Ernstes, es wären die Lehren des Islam das Motiv für den Anschlag auf das World Trade Center gewesen und nicht die politische Situation zwischen den USA und den arabischen Ländern? Machen wir ein Gedankenexperiment und weiten wir die Achmed-Ali-Situation ins Allgemeine aus. Die USA und die arabischen Länder hätten ein gutes Verhältnis zueinander, lebten zumindest friedlich-schiedlich nebeneinander her. Die Araber hockten satt und zufrieden im Straßencafé und schlürften ihren Pfefferminztee. Und dann kommen einige Imame dahergewuselt, wedeln aufgeregt mit dem Koran und faseln was von Heiligem Krieg. Eine Weile hören sich die Araber das stirnrunzelnd an, dann stellen sie seufzend ihre Teetassen beiseite und erheben sich verärgert: "Also gut, na mach ma halt an Heiligen Krieg, damit a Ruah is."
Und ohne Islam gäbe es keine Anschläge? Denk wir uns also mal den Islam weg (im Kopf geht das ganz leicht). Mohammed ist als Kind von einer Schlange gebissen worden und dran gestorben, den Islam hat es nie gegeben, eine andere, sagen wir mal: kommodere Religion hat seine Stelle eingenommen, die heutige weltpolitische Lage wäre aber weiter so, wie sie es tatsächlich ist.
Wären dann tatsächlich die Twin-Towers nicht in Schutt und Asche gelegt worden, weil die Begründung aus dem Islam weggefallen wäre? Hätten die Initiatoren des Anschlags dann gesagt: "Tut uns wirklich leid, Jungs. Freilich wäre es politisch-militärisch eine gute Idee, die Türme anzugreifen, aber unsere Theo- und Ideologen finden und finden einfach keine moralische Begründung dafür. Das wird also nix."
Eine absurde Vorstellung. Natürlich findet man immer eine ethisch einwandfreie Begründung für das, was man tun will oder tut. So absurd kann die Begründung gar nicht sein, daß man sie nicht begeistert aufgriffe, wenn sie nur den eigenen Zielen dient.
Die Frage ob erst das materielle Interesse kommt und dann der Gedanke oder ob es sich umgekehrt verhält, ist entscheidend, ihre Beantwortung von höchster Relevanz. Eine falsche Diagnose wird nur zufällig zu einer erfolgreichen Therapie führen. Nun ist natürlich auch klar, daß die Beeinflussung in beide Richtungen geht. Selbstverständlich beeinflußt ein Gedanke, ist er erst mal in der Welt, das Handeln der Menschen.
Simple Erfahrung lehrt uns aber, daß Metzger nur ganz, ganz selten militante Vegetarier sind. Wenn sie Vegetarier sind, so betreiben sie das allenfalls als heimliches Laster. In Gemeinden, in denen ein Kernkraftwerk steht, die also von den Steuereinnahmen aus dem Kraftwerk ganz gut leben, ist die Quote der Kernkraftgegner bemerkenswert niedrig. In angrenzenden Gemeinden, in denen viele auf das Kraftwerk als Arbeitsplatz angewiesen sind, ist dieser Anteil schon etwas höher, aber immer noch sehr viel niedriger als im Bundesdurchschnitt.
Und nun erzähl mir nicht, daß diese Leute einfach anders denken als der Rest der Bevölkerung.
"Der Geist", sagt man, "weht wo er will." Ich halte das für ein wildes Gerücht. Das Denken paßt sich den realen Gegebenheiten an. Warum war im frühen 19. Jahrhundert der Norden der USA gegen die Sklaverei, während der Süden erbittert daran festhielt? Weil im Norden das Nachdenken über Menschenrechte und Gleichheit schon weiter fortgeschritten war?
Der amerikanische Süden lebte schwerpunktmäßig von seinen Plantagen, die am effektivsten und konkurrenzfähigsten durch Sklaven zu bewirtschaften waren. Im Norden gab es die großen Städte mit bereits relativ weit entwickelter Industrie. Für die Industriearbeit, mit all den konjunkturellen Schwankungen wären Sklaven, die ja, ökonomisch gesehen, gebundenes festes Kapitel sind, unbrauchbar gewesen. Sklaven muß ich auch in der Wirtschaftsflaute erhalten, wenn ich sie (und damit Kapital) nicht verlieren will. Für die Industriearbeit brauchst du dagegen den "freien" Lohnarbeiter, den du einstellst, wenn du ihn brauchst und den du wieder feuerst, wenn du ihn nicht mehr brauchst. Du kaufst dir deinen Sklaven nicht mehr, du mietest ihn nur.
Kämen Entscheidungen durch Nachdenken und Argumente zustande, so müßten wir unter Unternehmern einerseits und Gewerkschaftern andererseits in etwa gleich viel Leute finden, die für oder gegen saftige Lohnerhöhungen sind. Wir wissen alle, daß das nicht so ist.
Nimm an, wir beide wären in der Hand irgendwelcher Wüteriche und es würden diese bösen Menschen ankündigen, morgen würde einer von uns beiden erschossen und wir sollten drüber entscheiden, wer das sein sollte. Würden wir beide nun eine nette, entspannte Diskussion darüber beginnen, wer von uns beiden würdiger wäre, erschossen zu werden, so ist doch sehr zu vermuten, daß du mir großzügig den Vortritt ließest, während andererseits ich... Es ist klar, worauf ich hinauswill.
Etwas zugespitzt formuliert, geb ich zu: Wer religiöses Denken und Handeln verstehen will, der sollte sehr viel mehr von Ökonomie und Psychologie verstehen als von Theologie.
Denken ist nämlich ungemein geschmeidig, es paßt sich den vorgefundenen Umständen an. Und innere Widersprüche im Denken werden wegphilosophiert, gegebenenfalls auch schlicht ignoriert.
Nimm die Geschichte mit dem Allmächtigen und Allwissenden Gott. Eine ganz, ganz tolle Sache, über sich einen zwar manchmal zürnenden, im Grunde aber doch wohlwollenden Gott als Beschützer zu wissen, einen Gott, der alles, wirklich alles im Griff hat.
Dann aber werden in den Heiligen Schriften (aller drei monotheistischen Religionen) gnadenlos einige fundamentale Schnitzer dieses Allmächtigen und Allwissenden Gottes festgehalten. Schon das mit dem Paradies funktioniert nicht auf Dauer, dann läuft die Entwicklung noch weiter aus dem Ruder und Gott muß eine Sintflut schicken, die Menschheit auszuwischen und die Tafel neu zu beschreiben. Und danach hat's ja auch nicht hingehauen.
Daß er vor 2000 Jahren erst die Sache mit der Erlösung angeleiert hat, läßt doch auf einige Pannen im Weltenplan schließen. Oder, aus der Sicht der Moslems, ist er erst weitere 600 Jahre später drauf gekommen, daß er den Jungs und Mädels da unten doch endlich mal eine ordentliche Religion schenken sollte.
Dramaturgisch gesehen ist das Konzept des Allmächtigen und Allwissenden Gottes eine Sackgasse. Für Superman (immerhin nur sehr mächtig und nicht allmächtig) mußte man Superganoven erfinden, weil das Erledigen der normalen Ganoven für so einen Superhelden auf Dauer doch etwas leicht und damit für den Leser langweilig geworden wäre. Für Gott mußte man den Teufel als Gegenspieler erfinden, ein Konzept, das aber auch nicht wirklich überzeugt, denn Gott bräuchte ja bloß - wie weiland die "Bezaubernde Jeannie" mit dem Finger zu schnipsen und Satan hätte ausgeteufelt. Daß Gott nicht schnipst heißt lediglich, daß ihm der Teufel durchaus ins Konzept paßt.
Wer außerhalb der monotheistischen Religionen steht, dem fällt der Widerspruch sofort auf, wer drinnen ist, wird sich was einfallen lassen. Gerne genommen wird das Argument, die Geschichten in den Heiligen Schriften seien ja nur Geschichten, die dürfe man nicht so ernst nehmen. Andererseits, klar, sind die Heiligen Schriften das geoffenbarte Wort Gottes, also sehr ernst zu nehmen. Auf dieser Wucht des geoffenbarten Wortes Gottes beruht die ganze Autorität dieser Religionen...
Es ist ein Jammer.

Sonntag, 20. März 2016

Wie ich einmal mehr verdient habe als 1 Frau

Ich habe mal eine zeitlang (1980, um genau zu sein) für das Bildungswerk der DAG (Deutsche Angestellten Gewerkschaft) gearbeitet. (Die DAG, die damals nicht zum DGB gehörte, gibt es nicht mehr, sie ist in der Gewerkschaft ver.di aufgegangen.)
Im Arbeitsvertrag stand, ich sei gegenüber anderen Mitarbeitern zur Verschwiegenheit verpflichtet, was mein Gehalt betreffe. Beim Lesen dieses Passus war mein erster Gedanke: Wie ist das eigentlich, wenn ich einem Betriebsfremdem (dem gegenüber ich natürlich keine Schweigepflicht habe) mein Gehalt offenbare, mein Kollege auch und der Betriebsfremde (der sowieso keine Schweigepflicht hat) uns dann erzählt, wieviel der jeweils andere verdient.
Ich erzählte meinem Vorgesetzten davon und er schluckte. Er hatte dieses scheunentorgroße Loch in der Bestimmung bislang anscheinend nicht bemerkt.
Wir haben dann tatsächlich festgestellt, daß meine Kollegin vierhundert DM weniger verdiente als ich. (Zum Vergleich: Ich bekam 3000,- DM, was auch damals nicht viel war.) Dabei hatte sie die exakt gleiche Qualifikation, leicht bestimmbar in unserem Falle: Sie war Dipl.-Pädagogin, ich Dipl.-Psychologe und beide kamen wir direkt von der Uni, hatten also keinerlei Berufserfahrung. Ich schrieb daraufhin einen Brief und forderte von der Geschäftsleitung, das Gehalt meiner Kollegin auf mein Niveau anzuheben. Es gab ziemlichen Wirbel, der Oberste Chef wollte mich gleich feuern, der Untere Chef bog das ab (sie hatten Schwierigkeiten gehabt, die Stelle überhaupt zu besetzen), aber der auf ein Jahr befristete Arbeitsvertrag wurde nicht verlängert.
Ich sollte hinzufügen, daß wir beide damals nicht um die Höhe des Gehalts gefeilscht haben, wir waren froh, nach dem Studium überhaupt erst mal eine Stelle (Gott, was heißt Stelle, es war ein auf ein Jahr befristeter Arbeitsvertrag) zu haben. Ihr wurde von vorneherein weniger angeboten als mir.
Im übrigen: Im Jahr darauf habe ich auf genau demselben Gebiet für das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft gearbeitet. Die Bezahlung dort war auch nicht besser, aber das Betriebsklima von Seiten der Vorgesetzten war wesentlich angenehmer und entspannter als bei der Gewerkschaft.

Schoppenhauer und die Kunst

Alfred Pringsheim (nur hochgebildete Menschen, wie zum Beispiel ich, wissen heute noch von ihm) besuchte 1876 die ersten Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel von Beirut [1]. Abends beim Bier [2] stritt er sich mit einem anderen Kunstkenner so leidenschaftlich über die Kunst, daß er dem anderen Kunstfreund schließlich ein Seidla Bier über den Kopf zog. Niemand hat je behauptet, daß Kunst einfach wäre.
Seither jedenfalls trug Alfred Pringsheim den Beinamen "Schoppenhauer".
Mit der ihm später angetrauten Gertrude Hedwig Anna Dohm, einer Tochter der Berliner Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, zeugte er [3] die Zwillinge Klaus und Katharina, genannt Katia. Als Katia so umra 10 Jahre alt war, wurde sie photographiert und das Photo als Postkarte verkauft. Ein junger Mann, dem es gefiel, sich Thomas Mann zu nennen, verliebte sich in das schöne Kind, und - wahrlich - er seufzte. Als er nach etlichen Jahren aufgehört hatte, zu seufzen, wurde er wieder - ansatzweise - vernünftig und er nahm eine Frau zur Frau, um das ehdem angeseufzte Kind weitgehend zu vergessen. Jetzt erst, da er verheiratet und also gebunden war, erfuhr er, daß besagtes Kind Katia hieß, eine geborene Pringsheim war und jetzt eine verheiratete Katia Mann.
So einen Scheisendreck-Kitsch traut sich keiner auszudenken. Das Leben aber, merket auf, ist eine Schlampn.


[1]   Menschen, die auch nicht dumm sind, machten mich drauf aufmerksam, daß es nicht "Beirut" heißen müßte, sondern "Bayreuth".
[2]   Bier war dort und damals sehr schwer zu bekommen: wahnsinnig viele Besucher <-> unglaublich kleine Stadt
[3]   Wenn diese ständige Fickerei nicht wäre, gäbe es viel weniger Leid auf Erden, wiewohl ein gewisser Freud das Gegenteil behauptet.

Freitag, 4. März 2016

Die Grenzen der Bildenden Kunst

Also, ich weiß ja nicht, aber die Merkel als Apfelzwergin... Ob das sein muß?

© Das Copyright liegt bei mir, es wollte sonst keiner haben.

Dienstag, 1. März 2016

2 Barbaren ohne Kontrabaß

Treffen sich zwei Barbaren. Der eine Barbar zerkratzt die Scheibe, der andere fotografiert das und gibt es als Kunst aus.