Freitag, 4. Dezember 2015

Das wird böse enden

Schweini: Überall nur Verfall, Wahnsinn, Jugend
Der weltweise Indianer verläßt seinen Wigwam nur unter Androhung unmittelbaren Zwanges. Weil, wer rausgeht, der sieht Sachen, die sind so grauslig, daß man schlagartig wieder heim möchte.
Ich war Mitte Juli beim Einkaufen (Polnische, Sauerkraut, Wacholder, Lorbeerblätter), weil mein Butler krank war. Was seh ich dort, beim EDEKA-Offenbeck an der Kasse? Die BILD-Zeitung seh ich, weil die Frau vor mir hat sie auf's Laufband gelegt [1]. Was lese ich? "So holten sich die Engländer unseren Schweini" lese ich dort. Sebastian Schweinsteiger, so schließe ich messerscharf, verläßt den FC Bayern München, um auf dieser neblichten Insel vor der Küste von Europa sein Glück zu versuchen.
Zuhause schaue ich im Zwischennetz nach und finde die Information, Schweinsteiger werde hinkünftig bei Manchester United spielen. Oh, denke ich mir, eine kluge Entscheidung, gut für die Gesundheit. Bei Manchester United spielt nämlich Wayne "Das Vieh!" Rooney. Mit dem Vieh in einer Mannschaft zu spielen schont die Knochen und das Gemächt, das sowieso. In einem zivilisierten Land würde ein Fußball-Trainer, der Wayne Rooney auf's Spielfeld schickt, wegen schwerer vorsätzlicher Körperverletzung zu "schwerem Kerker, verschärft durch einen Fasttag und ein hartes Lager pro Monat, weiters an den Jahrestagen seiner Taten Dunkelhaft bei Wasser und Brot [2]" verurteilt werden.
Aber, versteht sich, in einem Land, in dem die FIFA nicht als kriminelle Vereinigung gilt, kann von Zivilisation keine Rede sein.

[1]        Du entkommst der BILD-Zeitung nicht, du magst GOtt so inbrünstig anflehen wie nur möglich. Gegen BILD ist selbst GOtt nur zweite Liga.
[2]        So was stand bis in die sechziger Jahre hinein im österreichischen Strafgesetzbuch.

Gegen die Islamisierung der Mathematik!


 Gröl!

Schwerkraft

Lügenpresse Ja, schämt sich denn keiner mehr wegen gar nichts?

Ich mein, es wird nicht jeder hier über 45 bis 50 Jahre Lebenserfahrung verfügen, vor allem die jüngeren nicht. Wer aber schon ein bisserl... sagen wir: reifer ist, dem ist höchstwahrscheinlich aufgefallen, daß seit ca. 45 bis 50 Jahren die Schwerkraft langsam aber kontinuierlich zunimmt. Wenn du früher, als die Welt noch in Ordnung war, einen Hupferer getan hast, dann hat's dich einen halben Meter hochgeschnalzt. Tust du heute denselben Hupferer, dann zieht's dich nach 10 Zentimetern schon wieder gnadenlos nach unten. Sogar der Nurejev hupft nicht mehr so hoch wie früher (1).
Und, das ist wieder mal tüppisch, in der Lügenpresse findest du kein einziges Wort über dieses Phänomen. Außer jetzt eben grad im FREITAG, aber ich werd wahrscheinlich bald gesperrt, weil ich hier die Fackel der Wahrheit hochhalte.
 http://www.kerzeninnung.de/wissen/pics/Damol.jpg 
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(1) Bayern steigt anscheinend heuer wieder nicht ab. Ja, gut, dann halt nächste Saison. Oder wann.

Mittwoch, 16. September 2015

Nackedie, Nackedu, Nackedei

Facebook Ein Anfall von Liberalismus?

Von Facebook geht ja das Gerücht, es würden dort - teilweise automatisch - Bilder entfernt, auf denen (weibliche) Nippel zu sehen wären. Öha, denkt sich der normale Depp wie du und ich, haben die keine anderen Probleme?
Freilich, aber... wir zwei, me and myself, haben vor zwei Tagen folgenden Post bei Facebook abgesetzt.
 Bei Gelegenheit meiner Suche nach einem schönen Bild von Courbet im Internet bin ich auf einen kleinen visuellen Scherz gestoßen, nämlich den Ursprung des Krieges:
Übermütig, wie ich manchmal bin, habe ich beide Bilder bei Facebook eingestellt und dabei stündlich mit Löschung der Bilder und Sperrung meines Accounts gerechnet. Ich mein, ich kenn das vom FREITAG, mit so was schreckt man mich nicht so leicht.
Jetzt aber sind mehr als zwei Tage vergangen und die Bilder sind immer noch online. Ich bin irritiert.
Nun wird irgend jemand kommen und sagen, es seien auf den beiden Bildern doch überhaupt gar keine (weiblichen) Nippel zu sehen. Das stimmt so nicht. Wer sich das obere Bild genauer anschaut [1], wird am oberen Bildrand, rechts unweit der Bildmitte, einen (weiblichen, versteht sich) Nippel erkennen können.
Kommen die bei Facebook nicht mehr mit dem Löschen nach oder gibt’s noch keine automatische Bilderkennung für erigierte Männerschwänze und leicht geöffnete Frauenmösen? Und: Ist so was nicht empörend?


[1]        Entgegen anderslautenden Gerüchten wird man vom Anschauen einer nackten Frauensperson weder blind noch in die gemalte, fotografierte oder echte Vagina hineingezogen. Ich hab's mal ausprobiert.

Sonntag, 5. Juli 2015

Wahrheit

Der Franze hat gsagt, die Wahrheit wär oft deprimierend. Aber, sagt er, nicht für den, der sie nicht versteht.

Vom Vorteil der Katastrophe

Manchmal ist die Natur sehr lästig, oft aber immer noch besser als der Normalfall. Oder nicht?

Vor einiger Zeit habe ich im Radio gehört, der Wirbelsturm "Irene" habe in den Vereinigten Staaten bislang mindestens 21 Menschen das Leben gekostet.
Das ist nicht viel, bedenkt man die Opferzahlen, die gemeinhin bei tropischen Wirbelstürmen zu beklagen sind. Das ist viel, stellt man in Rechnung, daß 21 Tote bei einem einzigen Ereignis schon ganz erheblich sind.
Auf der anderen Seite wäre eine Gegenrechnung interessant: Wie viele Menschen kamen in den Tagen der Evakuierung, der Ausgangssperre und der nicht fahrenden Öffentlichen Verkehrsmittel nicht zu Tode, eben weil es mangels Verkehr nicht zu Unfällen kam, weil in den U-Bahnen und auf den Straßen niemand ermordet werden konnte? Ist vielleicht die Naturkatastrophe manchmal - nicht immer, gewiß - milder uns gegenüber als der normale Alltag?

Vor vielen Jahren habe ich folgende Zeitungsmeldung gefunden.

 Schon damals hatte ich mich gefragt, wie viele Morde in der Zeit der Hitze nicht passiert sind, die man nach der Statistik eigentlich hätte erwarten können.

In Deutschland erleben wir es fast jeden Winter, daß extremes Glatteis auf den Straßen zwar die Zahl der Unfälle in die Höhe treibt, diese Unfälle aber in aller Regel harmlose Blechschäden bleiben. Selbst der wildeste Dumpfie fährt bei Glatteis Schrittgeschwindigkeit oder nur ganz wenig mehr als das, weil sich anderenfalls der Wagen sofort quer stellt oder im Straßengraben verschwindet.
Nie sind die Straßen sicherer als bei extremem Glatteis, scheint mir.

Donnerstag, 2. Juli 2015

Liebe, man kann auch Sex sagen

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt

Der Franze hat gsagt, seit die Wissenschaft rausgefunden hat, daß es im Grunde eh keine Geschlechter hat [1], gibt er sich als Lesbe aus und macht sich, sagt er, so an die Weiber ran.
Ein Hund is er schon, der Franze.


[1]  Es gibt Wissenschaftler, die behaupten, es gebe so dermaßen viele Geschlechter, daß man sagen könnt', es gäb' gar keine. 

Dienstag, 23. Juni 2015

Zeichen am Himmel

Das letzte mal, da ich merkwürdige Erscheinungen am Himmel beobachtet habe, war am 3. Oktober 1988 gewesen. Wir wohnten damals in Regensburg-Königswiesen, der westliche Teil Regensburgs war von unserem Balkon aus  ganz wunderhübsch zu sehen, einschließlich der Autobahn von München nach Weiden, oder umgekehrt, je nachdem, wie man es sehen will. Weiter als nach Weiden ging die Autobahn seinerzeit noch nicht, wozu auch? Hinter Weiden kam nur noch ein bisserl Franken, dann legte sich die DDR quer, da war kein Durchkommen.
An besagtem Tage machte es wupp-wupp-wupp, ganz so, als flöge da ein Hubschrauber. Und siehe, es flog tatsächlich einer, von rechts, also aus Richtung Passau kommend und Kurs auf das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder nehmend, das unten im Tale lag [1]. Das fliegende Stück Blech regte uns aber nicht weiter auf, denn, wir wissen es alle, Krankenhäuser werden häufig von Hubschraubern angeflogen.
Dann aber machte es abermals wupp-wupp-wupp, und dann noch- und ein weiteres mal. Das Ganze wiederholte sich, und alle Hubschrauber kamen nunmehr aus Richtung München und hielten auf die Barmherzigen Brüder zu.
"Nanu?", sagten wir uns nun doch, vermochten das Rätsel aber nicht zu deuten. Das lag zum Teil daran, daß der Erstgeborene gewickelt werden mußte [2], zum anderen war uns kürzlich der Zweitgeborene vom Engel des HErrn verkündet worden: "Siehe, Weib, du wirst einen Sohn gebären und sein Name wird sein Michael." Der gebildete Mensch weiß, daß Mikha'el (hebräisch מיכאל) soviel bedeutet wie "Wer ist wie Gott?". Der gebildete Mensch, deren es nur noch wenige gibt, wird also verstehen, daß wir das Schraubelhubertum am Oberpfälzer Himmel vorerst nicht weiter beachteten.
Aus dem Fernsee erfuhren wir wenig später, es sei der damalige Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß bei der Wildschweinjagd unweit von Regensburg mit Akutem Bauch zusammengebrochen und kurze Zeit später verstorben.
Franz Josef Strauß, die Älteren werden sich noch dumpf an den Namen erinnern können [3], die Jüngeren wissen ohnehin von nichts gar nichts mehr. "Wie?", flötet der junge Mensch von heute, "was heißt Mittwoch? Heute ist Donnerstag, das muß vorerst reichen." Ja, okay, meine Söhne erinnern sich sogar noch an den Reichsdeputationshauptschluß [4] vom 25. Februar 1803. Aber das liegt zum einen daran, daß beide in Regensburg geboren und aufgewachsen sind, wo seinerzeit besagter Hauptschluß beschlossen worden war, Weltgeschichte in Regensburg also im Rahmen der Heimatkunde gelehrt wird. Zum anderen liegt es daran, daß ich seinerzeit bei mir dachte, es müßte doch möglich sein, auf spielerische Weise ein bayerisches Kind so weit zu bringen, daß es beim Eintritt in die Grundschule so viel wisse und könne wie ein Berliner nach dem Abitur [5].
Um auf den Anlaß meiner kleinen Plauderei zurückzukommen: Ich halte es - obzwar ebenso Metzgersohn, wie der an jenem Tage verblichene Herr Strauß - bei der Jagd grundsätzlich zu den Tieren. Wenn ich von einem Jäger lese, den sein Jagdhund versehentlich erschossen hat, dann jubiliere ich. Gleiches gilt, wenn ein Jäger von einer Wildsau in seine Bestandteile zerlegt worden ist. Ich weiß, dergleichen ist geschmacklos, passiert aber leider viel zu selten.
Besagter Franz Josef Strauß ist nicht von einer Wildsau zerlegt worden, wie man es - gäbe es einen Gnädigen Gott - von einem Menschen mit Jagdschein hätte erwarten können, es hat ihn einfach so derbröselt. Scheiß drauf, der bayerische Volksmund ist dennoch zufrieden - Hauptsach, er ist verreckt - und noch heute wird der 3. Oktober, da Gott den Alpdruck Franz Josef Strauß von seinem Volk genommen hat, in ganz Deutschland als Nationalfeiertag begangen.
Ich mein, natürlich wär's schöner und lustiger gewesen, Franz Josef Strauß wäre mit 77 Ochsenziemern über die Steinerne Brücke von Regensburg geprügelt worden, um anschließend in Stadtamhof zu verröcheln. Aber, mein Gott, man soll GOtt den Herrn auch nicht überfordern.

Hinweis, nachgeschobener:
In Georg Danzers Ballade vom versteckten Tschurifetzn kommen (außer dem Wort "Tschurifetzn" selbst) mindestens zwei Wörter vor, die nicht jedem Piefke geläufig sein dürften.
Ich greif, wie unter'm Bett ich's suach,
Nur eine in an Murdstrum Luach.
Bei uns wird nämlich nie gesaugt,
Weu der Marie des ned so taugt.
Statt saugen tuat sie lieber wetzen,
desweg'n brauch i den Tschurifetzen!

Ja, gut, Murdstrum gibt vielleicht auch Rätsel auf. Ein Murdstrum ist ein Mordstrumm, also ein sehr großes Exemplar von was auch immer. Diesmal handelt es sich um einen Mordstrumm-Lurch. Lurch meint hier keine Amphibie sondern den zusammengeballten, mit Fasern durchsetzten Staub, der sich mit Vorliebe unter dem Bett ansammelt. Nach dem, was wir inzwischen wissen, erklärt sich das Wort wetzen zwanglos aus dem Zusammenhang.


[1]   Es liegt dort immer noch, um der Wahrheit die Ehre zu geben.
[2]   Scheiße aus der Falte eines Kleinstkindes zu kratzen ist für den Lauf der Weltgeschichte allemal vordringlicher als das Philosophieren über dies & das.
[3]   War das nicht der Typ, der die Donau erfunden hat?
[4]   Gottchen, was für ein Wort. Dabei geht mir jedesmal einer ab. Ich muß also mit einem Tschurifetzn das tun, was man mit einem Tschurifetzn gemeinhin tut.
[5]   Was soll ich groß sagen, es ist mir gelungen. Bei der Einschulung sprachen sie so, wie Thomas Mann zeitlebens gern geschrieben hätte.

Montag, 22. Juni 2015

Die Kunst und der Tod

Gegen den Tod hilft Kunst eh nicht. Auch wurscht.

Heute fahre ich mit meinem Sohn im Auto, also er fährt, ich hock daneben [1]. Er schaltet das Radio ein, ich sehe DKULTUR auf dem Display und frage, ob das Deutschlandradio Kultur sei. Hmnja, das sei es.
Ich höre den Namen "Theweleit" (damit muß man bei einem Kultursender rechnen), dann Motoraufjaul, nix mehr zu hören. Als der Motor wieder normal läuft, singt einer, hmpftata, tirallala, irgendwas mit Reaktionären und bösen Bossen. Das Übliche.
"Hört sich schwer nach Siebziger-Jahre-Protestsong an", meint mein Sohn (Jahrgang 1989) trocken und grinst. Ich nicke bedächtig, genau so kommt es mir (der ich noch die siebziger Jahre samt gleichnamiger Protestsongs live miterlebt habe) auch vor. Das klingt nach Franz Josef Degenhardt, nur sehr, sehr viel schlechter und dem Degenhardt seine Stimme ist es auch nicht.
"Das ist so gottserbärmlich beschissen und talentfrei", sage ich schließlich, "daß es schon wieder faszinierend ist." Kein Widerspruch von Seiten meines Sohnes.
Dann höre ich, das sei Walter Mossmann gewesen, der da gesungen habe und dieser Mossmann sei eben jetzt im Alter von 74 Jahren gestorben. Verdammt, verdammt, denke ich mir, hätte ich dies vorher gewußt, weil der Motor nicht aufgeheult hätte, dann hätte ich mir solch despektierliche Gedanken verboten.
De mortuis nil nisi bene - eh schon wissen [2]. Und der nächste, den's derlaibelt, bin vielleicht sowieso ich. Ach.


[1]        Früher war das umgekehrt, aber früher ist lange her.
[2]        Als ich noch der Waldbauernbub war, hab ich mich - unter anderem wegen dieses Spruches - oft gefragt, ob die Erwachsenen nicht allesamt verrückt sind. Wie lang, so fragte ich mich, muß eins tot sein, damit man über ihn schimpfen darf? Denn geschimpft wurde über Tote, auch und gerade von den Dumpfbeuteln, die gerne diesen und andere lateinische Sprüche absondern. Spontan fallen mir Hitler und Nero ein.

Hänsel ohne Gretel, Hinz ohne Kunz

ÖPNV - Weil doch vor kurzem der 2. Juni war

Wenn du in München Bus fährst, kommst du in der Nähe des Gärtnerplatzes an die Haltestelle "Baaderstraße" und du freust dich schon auf den Meinhofplatz, der aber nie kommt. Daß diese Bayern aber auch nie was ordentlich zu einem Ende bringen können.

Unsterblichkeit

Der Franze hat gsagt, der Xare wär unsterblich. Zumindest, sagt er, hat's der Xare geglaubt, bis zuletzt.

Zur Dialektik von Schlaf und Wecker

Der Franze hat gsagt, der schönste Schlaf wär der, sagt er, nach dem Läuten des Weckers.

Der Exorzismus in den Zeiten der Elektronik

"Widerstehst du dem Satan und all seinen Werken?"


Ich, mein, du kannst sagen, was du willst, aber der Glaube ist wieder auf dem Vormarsch. Gott sei's geklagt.

Die fröhliche Wissenschaft

"Forscht, wo ihr zu Forschen findet. Das Unerforschbare aber laßt unerforscht." Das ist nicht von Goethe, wie so mancher jetzt fast reflexhaft gerufen hat [1], sondern von - immerhin - Erich Kästner: Das fliegende Klassenzimmer.
Na, wie auch immer. Es gab mal eine Zeit, in der ich den SPIEGEL zwar nicht abonniert hatte, ihn aber doch regelmäßig las. Die Zeiten sind lang vorbei, ich bin inzwischen ein anderer geworden und der SPIEGEL erst recht. An Zeitungskiosken gehe ich vorbei, ohne den Blick zu heben. So kommt es, daß ich den SPIEGEL vom 16. Mai erst heute in die Hand bekommen habe. Meine Schwester nämlich hat den SPIEGEL abonniert und sie hat mir vor etlichen Tagen besagtes Heft in die Hand gedrückt. Ich habe mich artig bedankt und das Heft erst mal weggelegt. Heute nahm ich es wieder zur Hand [2] und bin erstarrt:
"Forscher vermessen die Lust der Frauen." Ich mein, als Frau  machst sowieso was mit, und jetzt auch noch das. "Forscht, wo ihr zu Forschen findet...", wie gesagt.

Apropos Frauenforschung. Auf der Platte (ja, buchstäblich Platte, sie ist 1967 erschienen) "Im Wunderland Der Triebe - Der Tönende Sexreport" von Lützel Jeman (alias Robert Gernhardt), F.-K. Waechter und F. W. Bernstein ist ein Schulfunk-Beitrag über Meister Häublein zu hören.
Am Beginn der Neuzeit begibt sich Meister Häublein auf die Suche nach der legendären "erogensten aller erogenen Zonen" bei der Frau. Griechische Quellen berichten davon, inzwischen aber ist ihr Wissen verlorengegangen und die Lage dieser Zone ist so unbekannt wie die von Atlantis oder Ultima Thule. Nach vielen Jahren mühseliger Forschungsarbeit hat Meister Häublein diese Zone entdeckt. Da erreicht ihn die erschütternde Nachricht, daß der Italiener Carlo Vagina diese sagenhafte Zone entdeckt habe, sie liege zwischen den Beinen der Frau. So kommt es, daß diese Zone noch heute Vagina genannt wird und nicht Häublein.
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[1]        Der Spruch von  Goethe heißt: "Das höchste Glück des denkenden Menschen ist es, das Erforschliche erforscht zu haben, und das Unerforschliche ruhig zu verehren."
[2]        Es war im Weg gewesen und mußte woanders hin.

Vom Wett- und Kübelsaufen

Der Wirt einer Oberpfälzer Diskothek bot einst im Rahmen einer Ballermann-Party seiner verwöhnten Kundschaft als besondere Attraktion ein "Sangria-Wett- und Kübelsaufen" an, bei dem - nicht nur von den Künstlern auf der Bühne, sondern auch vom Publikum - noch mehr Alkohol geschluckt werden sollte, als in einer normalen Samstagnacht eh schon immer.
Die Polizei, juristisch machtlos gegen diese Veranstaltung, kündigte daraufhin an, sie werde die Sauf-Arena mit Alkomaten einkesseln, d. h. jeder Gast, der sich in dieser Nacht mit dem Auto auf den Heimweg machte, ginge ein deutlich höheres Risiko als sonst ein, seinen Führerschein wegen Alkohol zu verlieren.
Der Wirt, der seine Gäste und ihre Trink- und Fahrgewohnheiten nur zu gut kennt, war von der polizeilichen Drohung so beeindruckt, daß er prompt einlenkte und sein Programm änderte (1). "Wenn Ihr meine Gäste zwingt, die Gesetze einzuhalten", will der Wirt damit der Polizei sagen, "dann bin ich ruiniert. Dann kommt mir keiner mehr."
Was nichts anderes heißt als: eine bestimmte Art von Freizeitverhalten - in Lokalen rumhängen und sich Alkohol ins Hirn zu kippen - ist untrennbar ver­bunden mit dem Fahren unter Alkoholeinfluß; das eine ist ohne das andere gar nicht denkbar, nicht auf dem flachen Land jedenfalls. Und: Diese Promillefahrten finden - Wochenende für Wochen­ende, Tag für Tag - vorsätzlich statt, sind wohlüberlegt. Sie sind so prä­zise kalkulierbar, daß der Wirt seine Programmgestaltung von der Möglichkeit (oder Unmöglichkeit) dieser Promillefahrten abhängig macht. Woraus sich wie­derum zwanglos ergibt, daß es nicht etwa eine (kleine, gar verschwindend kleine) Minderheit der Schluckspechte ist, die regelmäßig betrunken heim­fährt, sondern die deutliche Mehrheit. Zumindest sind es so viele, daß ohne sie (und ihren Alkoholkonsum) die Kalkulation des Wirtes zusammenbricht.

Weil wir gerade dabei sind: in derselben Nummer der "Mittelbayerischen Zeitung", in der über diesen Vorfall berichtet wurde, fand ich eine Anzeige, in der die Discothek D1 in Martinsneukirchen die Kundschaft mit fol­genden Worten zur - haha! - Alkoholikerparty einlädt: "Eintritt 25,00 DM, Getränke frei, außer Spirituosen".
Aus dieser Preisgestaltung läßt sich schließen, daß sich die Gäste von Wirtin Elvira mit Bier und Wein oder gar Cola gar nicht lang aufzuhalten pflegen, sondern ganz schnell zum Schnaps übergehen. Eine Bande von Biertrinkern, die überfallartig in's D1 einfiele und sich dort einen Rausch ansöffe, hätte die arme Elvira bald bankrott gesoffen.
Prost!


(1) Das "Wett- und Kübelsaufen" sollte zum "Geschicklichkeitstrinken" werden: Der Saufartist muß im Handstand mit dem Strohhalm ein 0,1 l-Glas Sangria möglichst schnell austrinken.

Stimmung, Musik, zwei, drei...
Mei Naserl is so rot, weil i so blau bin
I bin a stiller Zecher
Der Wein von Mykonos
Wem heit net schlecht is
Morgen, ja morgen

Prost, Wien!

Freitag, 29. Mai 2015

Rhetorik

Vor vier Wochen beim "Wirtshauser" in München. Ich sitz im Wirtsgarten, am Nebentisch haben zwei schon etwas ältere Paare eben ihr Mahl verzehrt, als die - im übrigen sehr liebreizende - Kellnerin kommt und ihnen schwungvoll die längst bestellten Getränke hinstellt. "Sooo", flötet sie, "das wird Ihnen jetzt besonders gut schmecken, wo Sie so lange drauf warten mußten."

Ein eigenes Versäumnis als besonderen Service hinstellen... Ob Kellnerinnen im Rahmen ihrer Ausbildung einen Rhetorik-Kurs besuchen?

Donnerstag, 28. Mai 2015

Schweinebraten für den Sextäter

"Schweinebraten für den Sextäter" ist diese Woche im "Regensburger Wochenblatt" als Schlagzeile zu lesen. Eine Sternstunde des doitschen Schurnalismusses! Daß der "Mittelbayerischen Zeitung" solche Schlagzeilen nie einfallen...
(Der Kaschperl mit Axt und Vollbart ist übrigens nicht der o. g. Sextäter, dazu hat er nicht das Format. Der Narr macht angeblich Reklame für den Freistaat Bayern. Hl. Muttergottes von Tschenstochau!)

Montag, 25. Mai 2015

Leben mit Kopien

2013 war in Berlin die Ausstellung "Gesichter der Renaissance" zu sehen. Die Ausstellung war ein Riesenerfolg, aber sie war nur für drei Monate dort zu sehen, so daß sich an vielen Tagen die Warteschlange der Besucher bis hinaus auf die Straße hinzog.
Hätte man, so dachte ich mir damals, statt der ausgestellten Originalkunstwerke und -dokumente Kopien und Faksimiledrucke genommen, so hätte man die Ausstellung viel länger zeigen können, man hätte sie zeitgleich auch in Dresden, Bielefeld, Stuttgart oder München zeigen können. Der Besucheransturm wäre entzerrt worden, die Besucher hätten die Ausstellung in sehr viel entspannterer Atmosphäre genießen können. Der ästhetische Eindruck wäre für die Besucher exakt der gleiche gewesen, der pädagogische Gewinn sowieso.
"Was für eine blöde Idee", wirst du nun womöglich sagen, "zwischen den Kopien historischer Relikte herumzuwandeln." Und du vergißt dabei, durch wie viele Kopien historischer Hinterlassenschaften du schon gewandelt bist.
Wenn es sich ergibt, solltest du mal das Kloster Montecassino, zwischen Nea­pel und Rom gelegen, besuchen, es ist allemal einen Besuch wert. Nicht nur deswegen, weil es eines der ältesten Klöster auf europäischen Boden ist, 529 von Benedikt von Nursia [1] gegründet.

Wenn du heute das Kloster besuchst, dann findest du eine im Kern mittelalterliche Anlage, die aber in späterer Zeit erweitert und drastisch verändert wurde, so daß heute Renaissance und Barock dominieren. Du gehst durch diese alte Anlage, du bist schon durch viele alte Anlagen gegangen, an dieser aber ist etwas ganz entschieden merkwürdig. So merkwürdig, daß du es zunächst gar nicht genau bestimmten kannst, du hast nur das merkwürdige Gefühl, daß etwas überhaupt nicht stimmt, obwohl alles ganz wunderbar aussieht.
Und irgendwann, wie immer dann, wenn du an was anderes denkst, kommst du drauf: Dieser alten Klosteranlage fehlt die Patina, sie sieht rundum und in jedem Detail nagelneu aus.
Und genau das stimmt. Das uralte Kloster ist nagelneu.
1944 waren alliierte Truppen im Golf von Salerno gelandet und von dort aus nach Norden vorgedrungen, die Nazis aus Italien zu vertreiben. Die Wehrmacht hatte sich im Kloster verschanzt und von dort aus die Alliierten unter Artilleriefeuer genommen. Innerhalb von drei Stunden ist die gesamte Klosteranlage durch einen alliierten Bombenangriff völlig zerstört worden.

Das wodurch du wandelst, ist eine zeitgenössische Rekonstruktion nach alten Plänen und Fotos. Nicht in dem Zustand, wie das Kloster irgendwann im Mittelalter ausgesehen haben mag, sondern auf dem status quo ante vor der Zerstörung.
Man hätte natürlich das von Bomben zerstörte Kloster so stehen lassen können, wie es ab 1944 dagestanden war. Es wäre dann ein Denkmal geworden für die zerstörerische Kraft des Krieges, auch keine schlechte Idee. Ein Riesenmonument, viel beeindruckender als der Turm der Berliner Gedächtniskirche.
Als Bub bin ich mal mit meinem Vater durch München spaziert, wobei wir auch einige Kirchen und die Residenz besichtigt haben. Mein Vater war begeistert von der Pracht. "So schön wie damals", meinte er, "kann man heute gar nicht mehr bauen." Irgendwas stimmt an dieser Aussage nicht, sagte ich mir, kam aber nicht drauf was. Dabei hätte ich es wissen müssen, Ende der fünfziger Jahre waren in München noch genügend nicht wiederaufgebaute Häuser und Baudenkmäler zu sehen.
Du brauchst also gar nicht nach Süditalien zu fahren, wenn du durch Kopien als echt empfundener Kunstwerke wandeln willst. Es sind in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs hinreichend viele Städte zu Klump gehaut worden.

[1]        Als Historiker forschende Benediktinermönche haben herausgefunden, es sei der Hl. Benedikt eine Legendenfigur. Er habe, wie viele Heilige aus dieser Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach nie gelebt.

Donnerstag, 23. April 2015

Eine kurze Einführung in die Homophobie...

...mit gleich anschließender Ausführung

Das Merkwürdige an der Homophobie ist... Wie erklär ich's nur verständlich? Wenn die Dulbendülzengläubigen gegen die Dülzendulbengläubigen einen strengen Spruch führen, dann werde ich mich als Dülzendulbengläubiger unwohl fühlen, weil ich den Glauben der Dulbendülzengläubigen fürchte [1].
Wie aber, Freunde, verhält es sich mit den Homosexuellen? Wollen diese schwulen Drecksäcke mich dazu bekehren, daß ich hinkünftig genau so schwul bin wie sie selber? Irritierenderweise wollen diese schwulen Drecksäcke das nicht.
Nanu?
Ja, Herrgottsnein, was wollen diese schwulen Drecksä... Okay, ich bin ab sofort so brav und nett, das glaubst du gar nicht.
Also, was wollen die? Die wollen, so erfahre ich eben, hinkünftig einfach so vor sich hinschwulen wie ich und du und mein Hund vor uns hin heterosieren. Sakra, denke ich mir, so was müßte sich doch arrangieren lassen. Du, ich und mein Hund heterosieren vor uns hin, während ein anderer halt ein bisserl vor sich hinschwult.
Hab ich einen Nachteil, hab ich irgend einen Nachteil davon, wenn der Erwin schwul ist? Ich habe es nicht. In den sechziger Jahren hat man gegen die italienischen Gastarbeiter geflegelt, weil die - so hieß es - uns die Frauen wegvögeln. Während wir noch im Langenscheidt nachgeschlagen haben, was bella ragazza eigentlich auf Deutsch heißt, ham  die Italiener die Hilde schon geheiratet gehabt.
Ich mein, dagegen ist doch so ein Schwuler direkt eine Wohltat, zumindest mal auf jeden Fall keine Konkurrenz bei der Hilde. Warum also hat der Hetero so 1 Angst vor dem Schwulen?
Es gibt Leute  die sagen, das läg daran, daß der Hetero im Grunde seines Herzens ein genau so schwuler Drecksack ist wie der schwule Drecksack Erwin. Und daß sich, so fahren diese Leute fort (es sind viele Psychologen drunter), die Heteros davor fürchten, daß ihre eigene Schwulität aufkommt.

Ob nicht einfach ein jeder so vor sich hinvögeln könnte, wie ihm gerade der Sinn (oder sonstwas) steht [2]?

[1]   Ein starker Glaube ist keine Tugend sondern ein Laster.
[2]   Das war jetzt ein (ungebührlich frivoler) Kalauer.