Montag, 31. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - Didaktik

Es gibt Lehrer, die sich bei der Vermittlung von Inhalten Mühe geben und es gibt welche, die das nicht tun.
(auf das Bild klicken um es zu vergrößern)

Sonntag, 30. Januar 2011

Sende mir Ohrsand, Gülle-Man!

Es gibt ja Verrückte - sie selbst nennen sich Linguisten - welche behaupten, das Deutsche gehöre zu den indogermanischen Sprachen, das Türkische hingegen zu den Turksprachen, welche mit der indogermanischen Sprachfamilie verdammt wenig zu tun hätten.
Ha!
Das Türkische ist vielmehr mit dem Deutschen so eng verwandt, daß ein Deutscher ohne die mindeste Kenntnis der türkischen Sprache einen türkischen Text recht gut verstehen kann. Du glaubst das nicht, Schlauberger?
Dann schau und hör dir das mal an:



Freitag, 28. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - Gesperrte Telekommunikation

Die ägyptische Regierung hat, so liest man, die Telekommunikationsverbindungen in Ägypten ziemlich vollständig gesperrt. Wir sollten froh und dankbar sein, daß dergleichen in einer richtigen Demokratie, wie etwa der unseren, nicht vorkommen kann.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - Fürsorgliche Ermordung

Zum Holocaust-Gedenktag. Manche Sachen traut man sich nicht auszudenken.

Aus meinem Ausschnittarchiv - Rama und der Butterberg

 
Sit mens Rama in corpore Sanella.
Und, nein, das Sanskrit ist nicht die Heilige Schrift des Hinduismus.

Dienstag, 25. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - BILD-Zeitung

Seit es die BILD-Zeitung gibt, gibt es auch Spötter, die behaupten, die einzige verläßliche Information, die man der BILD-Zeitung entnehmen könnte, sei das Datum.
Das mag meistens zutreffen, so recht drauf verlassen aber kann man sich aber auch da nicht.

Montag, 24. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - Alternativlos

In jenen alten Zeiten, da ich noch regelmäßig Zeitungen und Zeitschriften las, habe ich Artikel, Bilder, Kurznotizen, die mich empört haben, die mir interessant oder skurril oder sonstwie bemerkenswert erschienen ausgeschnitten und in Tagebüchern oder Poesiealben der eigentümlichen Art eingeklebt.
Einige dieser Ausschnitte möchte ich hier in unregelmäßigen Abständen vorstellen, manchmal kommentiert, manchmal nicht, denn etliche kommentieren sich selbst. Die Ausschnitte sind allesamt bereits ziemlich alt, Tagesaktualität ist also weder zu befürchten noch zu erhoffen.

In diesem Fall aber womöglich doch.

Sonntag, 23. Januar 2011

Heroin und Alkohol

Alkohol zählt, gar keine Frage, zu den Rauschdrogen. Außerhalb von Fachzirkeln wird nicht gerne darüber gesprochen, aber: Alkohol zählt entschieden zu den harten Drogen. Sein Suchtpotential ist deutlich höher als jenes von Haschisch, höher auch als das von Kokain. Selbst vor Heroin braucht sich Alkohol nicht zu verstecken.

An dieser Stelle werden manche protestierend Einspruch erheben. Das, meinen sie, gehe nun doch zu weit, Alkohol und Heroin in einem Atemzug zu nennen.
Sehr viele Leute würden schließlich irgendwann in ihrem Leben Alkohol probieren, viele tränken ihn sogar mehr oder weniger regelmäßig in mehr oder weniger großen Mengen. Nur ein relativ kleiner Prozentsatz davon würde letztlich abhängig oder bekäme zumindest erhebliche Probleme mit dem Alkohol. Beim Heroin sei die Erfahrung gerade umgekehrt. Hier würden fast alle Konsumenten abhängig und das meist sogar sehr schnell.
So richtig diese Beobachtung ist, so fragwürdig ist es, daraus auf ein höheres Suchtpotential bei Heroin zu schließen. Die Rahmenbedingungen für Alkohol und Heroin sind zu unterschiedlich für einen direkten Vergleich:
*     Alkohol ist angenehm und unproblematisch zu konsumieren, man kann ihn trinken.
*     Alkohol ist in Getränken enthalten, die angenehm schmecken.
*     Alkohol ist leicht zu dosieren, die Stufenleiter vom ersten angenehmen Kitzel bis zum Vollrausch ist lang und reich gegliedert. Die Möglichkeit zum Aufhören vor dem Vollrausch besteht fast ständig.
*     Alkohol ist legal und keineswegs grundsätzlich verpönt. Niemand wird aus der Gemeinschaft ausgestoßen, weil er Alkohol trinkt - eher im Gegenteil.
*     Alkohol ist - in unserer Gesellschaft - allgegenwärtig. Nahezu jeder kommt irgendwann in seinem Leben mit Alkohol in Berührung, Leute mit den unterschiedlichsten Persönlichkeitsstrukturen.
Es war noch in den frühen achtziger Jahren, als ich bei einem Besuch in München einmal ein Plakat einer Münchner Brauerei sah. Ich glaube, es war die Paulaner Brauerei und es war eine Reklame für Paulaner Pils. Ein Säugling lag in seiner Wiege, proper, glücklich und zufrieden. Um die Wiege herum standen die Eltern und Großeltern, blickten verzückt und glücklich in die Wiege mit dem kleinen Wonneproppen. Alles schön, alles gediegen, alles wohlhabend. Eine Idylle. Auf dem Plakat standen die Worte: „Irgendwann wird auch er sein erstes Paulaner Pils trinken.
Eine knallharte Drohung. Das Plakat will uns sagen: „Du, kleiner Säugling, magst jetzt noch ahnungslos und zufrieden in deiner Wiege liegen und von Muttermilch träumen. Täusche dich nicht - wir kriegen auch dich, so wie wir bisher noch fast jeden gekriegt haben!“
Du kommst dem Bier nicht aus!

Ganz anders dagegen beim Heroin:
*     Heroin muß man sich in die Venen spritzen, um die optimale Wirkung zu erzielen. Eine unangenehme Sache. Es kostet Überwindung, sich selbst eine Nadel ins Fleisch zu bohren, wie jeder Zuckerkranke weiß, der das Setzen der täglichen Insulinspritze lernen mußte.
*     Heroin hat außer dem Rauschgenuß nichts zu bieten. Es lockt den Menschen, der auf andere - zum Beispiel kulinarische - Genüsse aus ist, nicht an.
*     Heroin den eigenen Wünschen entsprechend zu dosieren, ist schwierig, da es sich um winzige Men­gen handelt. Die Dosierung ist überdies hochriskant, da der Wirkstoffgehalt der illegalen Wa­re vom Konsumenten nicht zu kontrollieren ist.
*     Heroin ist illegal, Handel und Besitz sind mit strengen Strafen bedroht. Ein als Heroinkonsument enttarnter Mensch ist ganz schnell aus der normalen Gesellschaft ausgestoßen.
*     Heroin zu bekommen ist schwierig, es erfordert erhebliches Beschaffungs-Know-How.
Fast alle haben in unserem Kulturkreis mehr oder weniger intensive Erfahrungen mit Alkohol, stabile, instabile und hochgefährdete Menschen. Leidlich stabile Menschen kosten vom Alkohol, finden dran Gefallen und behalten die Kontrolle über sich und den Stoff. Instabilere Leute erliegen der Verlockung des Alkohols, sie sind irgendwann dem Alkohol verfallen.
Der erste Konsum von Heroin kann dagegen gar nicht so nebenbei und selbstverständlich geschehen, wie das beim Alkohol meist der Fall ist. Der erste Konsum von Heroin ist für den Neuling ein bedeutender Schritt, der ein erhebliches Ausmaß an Entschlossenheit verlangt (wobei es zunächst nicht sonderlich wichtig ist, ob ihm diese Entschlossenheit selbst bewußt ist). Heroin probiert von vorneherein nur der Typ Mensch, der berauscht sein will. Die Hindernisse vor dem Heroin sind so hoch, daß nur zur Sucht bereits entschlossene Menschen diese Hindernisse überspringen können und wollen. Die logische Folge - Folge der Situation, nicht des Stoffes Heroin - ist, daß fast jeder, der mit Heroin anfängt, schließlich an der Nadel hängt.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - Brillenpflicht

In jenen alten Zeiten, da ich noch regelmäßig Zeitungen und Zeitschriften las, habe ich Artikel, Bilder, Kurznotizen, die mich empört haben, die mir interessant oder skurril oder sonstwie bemerkenswert erschienen ausgeschnitten und in Tagebüchern oder Poesiealben der eigentümlichen Art eingeklebt.
Einige dieser Ausschnitte möchte ich hier in unregelmäßigen Abständen vorstellen, manchmal kommentiert, manchmal nicht, denn etliche kommentieren sich selbst. Die Ausschnitte sind allesamt bereits ziemlich alt, Tagesaktualität ist also weder zu befürchten noch zu erhoffen.

Ob - so habe ich mich aus je gegebenem Anlaß schon oft gefragt - die Befähigung zum Richteramt Hirnfraß voraussetzt?
Das nachfolgend referierte Urteil des Oberlandesgerichts Celle läßt mich fürchten: Ja.


Da hat ein Autofahrer anscheinend mal nicht so gut gesehen und man hat von ihm - sinnvollerweise - verlangt, beim Autofahren eine geeignete Brille zu tragen. Inzwischen sieht er offensichtlich wieder besser; so gut, daß er die Brille nicht mehr braucht. In seinem Führerschein aber steht die inzwischen sinnlos gewordene Auflage immer noch drin, danach hat er sich zu richten.
Trägt er keine Brille, so riskiert er ein Ordnungsgeld, trägt er die Brille, so riskiert er eine Strafanzeige, denn damit begäbe er sich wissentlich und willentlich in fahruntüchtigem Zustand in den Straßenverkehr. Die nicht mehr nötige Brille würde ihm ja die Sicht einschränken.
Aber ein Eintrag ist ein Eintrag ist ein Eintrag.
"Oh, Schilda, mein Vaterland" seufzte einst Heinrich Heine über dergleichen Narreteien.

Dienstag, 18. Januar 2011

Aus meinem Ausschnittarchiv - Träume haben ihren Preis

In jenen alten Zeiten, da ich noch regelmäßig Zeitungen und Zeitschriften las, habe ich Artikel, Bilder, Kurznotizen, die mich empört haben, die mir interessant oder skurril oder sonstwie bemerkenswert erschienen ausgeschnitten und in Tagebüchern oder Poesiealben der eigentümlichen Art eingeklebt.
Einige dieser Ausschnitte möchte ich hier in unregelmäßigen Abständen vorstellen, manchmal kommentiert, manchmal nicht, denn etliche kommentieren sich selbst. Die Ausschnitte sind allesamt bereits ziemlich alt, Tagesaktualität ist also weder zu befürchten noch zu erhoffen.

Mitte der siebziger Jahre kaufte ich mir (obschon ich bereits eines hatte) ein Buch. Der Verkäufer gab das Taschenbuch in eine Tüte feinsten Papieres und händigte mir dann, nach Entrichtung des geringen Betrages, diese Tüte aus.
Im Begriff, den Laden zu verlassen, betrachtete ich beiläufig die Tüte und wäre beinahe zu Boden gefallen, vor Lachen.

Sonntag, 16. Januar 2011

Sehet die Fische auf dem Acker...

Neulich - was ich bitte, im Sinne von "jüngst" zu verstehen - kam ich mit meinem Hund Hemul, der ein reinrassiger Schlombinzinger ist, mit einem Stammbaum bis hinab zu Karl dem Großen...

Ich kam also von einem Spaziergang mit dem Hund zurück und war auf dem Weg von der Straße oben zu meinem Haus unten. An einer bestimmten Stelle blieb Hemul stehen und schnorchelte mit seiner Schnauze im vom Regen und der Schneeschmelze noch feuchten Acker neben dem Weg. Sachte griff er schließlich mit den Zähnen in den Schlamm und zog etwas heraus. "Ein toter Ratz", dachte ich zuerst, aber als der Hemul die mutmaßliche Ratte auf den Wiesenstreifen neben dem Acker gelegt hatte erwies sich der Ratz als Fisch.
"Aha, ein Fisch also", dachte ich in meiner kindlichen Einfalt. Als sich jedoch mein Hirn aus dem Standby-Modus selbsttätig aktiviert hatte, schrillte es Alarm. Ein Fisch? Auf dem Acker? Hier oben?
Dazu muß ich anmerken, daß in der Nähe, direkt neben meinem Haus, ein Fischteich liegt. Der ist allerdings gute 50 m vom Fundort des Fisches entfernt, der Fundort ist zudem etwa 10 m höher als der Teich. So was, dachte ich mir, schafft nicht mal ein Fliegender Fisch, den es in Niederbayern aber eh nicht gibt.
Die nähere Betrachtung ergab, daß dem Fisch der Kopf fehlte. Sherlock Holmes war mit dem Fall des "abgebissenen Fingers" in Niedernußdorf beschäftigt und so war ich, Watson, ganz alleine mit diesem Problem. Ob den Fisch einer, der dann doch lieber Schweinsbraten wollte, weggeworfen hat? Kaum. Wer fährt schon auf einer Straße, die nach wenigen hundert Metern beim Nachbarbauern endet, steigt aus und geht 50 m den Hang runter, um dort einen Fisch wegzuschmeißen? Ja, gut, dachte ich, es könnte sich vielleicht um ein magisches, gar satanisches Ritual handeln, aber so ganz überzeugte mich diese Theorie nicht. Die ortsansässige Bevölkerung hat es nicht so wild mit Schwarzer Magie, das würde ihnen auch der Pfarrer verbieten.
Die nächstliegende Theorie, es sei der Fisch in wilder, kopfloser (!) Flucht vor einem Otter aus dem Teich gesprungen, um dann hier zu verenden, verwarf ich nach kurzem Nachdenken ebenfalls, denn Otter gibt's hier nicht.
Was bleibt? Es bleibt die Überlegung, daß wegen Regen und Schneeschmelze die Bäche über die Ufer getreten sind und auf den Wiesen kleine Teiche gebildet haben. Nach Ende des Hochwassers bleiben erfahrungsgemäß immer etliche Fische auf den Wiesen zurück, die nicht rechtzeitig kapiert haben, daß der Spontan-Teich witterungsbedingt wieder geschlossen wird. Hunde, Katzen, Füchse oder Raubvögel haben dann leichtes Spiel und Nahrung im Überfluß. Möglich, daß eines dieser Tiere sich den Fisch gegriffen hat und nach Verzehr des Kopfes wegen Übersättigung keine Lust mehr auf Fisch hatte.

Aber vielleicht hat ja Sherlock Holmes, wenn er aus Niedernußdorf zurück ist, eine bessere Idee und räuchert dann das Satanisten-Nest in Aldersbach aus.

Zum Thema "Mysteriöse Vorgänge in Neustift" siehe auch mein nicht minder geheimnisvolles Erlebnis mit dem Teelöffel, am gleichen Orte.

Gefährliches Krankenhaus

Der Franze hat gsagt, 95 Jahr wär der Lindinger-Opa nie krank gewesen und hätt keinen Arzt nicht gebraucht. Dann, sagt er, hams ihn ins Krankenhaus gegeben und eine Woch später war er tot.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Selbsternannt

Am 12. Januar schrieb jemand in der Community der Wochenzeitung "der Freitag" einen Blogbeitrag mit dem Titel " Selbsternannte Tierschützer nerven", tags darauf legte ein anderer Blogger mit dem Blogbeitrag "Selbsternannte Lebensschützer - Ein Tagungsbericht" nach. Ende September war im Zusammenhang mit dem Tortenattentat auf Jürgen Trittin in nahezu sämtlichen Medien und absolut gleichlautend von der "selbsternannten Vollzeitaktivistin Hanna Poddig" die Rede, so als wäre "selbsternannte Vollzeitaktivistin" eine Amtsbezeichnung wie etwa "Bundespräsident" oder "Sparkassenfilialdirektor".

So ganz allmählich geht mir diese selbsternannte Rhetorik gewaltig auf den Senkel. Das Wort "selbsternannt" bedeutet nämlich genau besehen überhaupt nichts. Gar nichts. Es gibt keinen Titel "Tierschützer" ([1]), es gibt keinen solchen "Lebensschützer" und "Vollzeitaktivist" schon gar nicht. Leute, die einem auf den Geist gehen, als "selbsternannt" zu bezeichnen täuscht eine Argumentation vor, wo es sich in Wirklichkeit um eine pure Beschimpfung handelt. Da ist mir, ehrlich gesagt, "Arschloch" lieber, da wird wenigstens nichts vorgetäuscht, das ist Injurie pur.


[1]        Es gibt allenfalls einen Beauftragten der Bundesregierung für den Tierschutz (oder wie immer die richtige Amtsbezeichnung lauten mag.)

Dienstag, 11. Januar 2011

Mutmaßlich

Auf der Website der Tageschau (http://www.tagesschau.de/ausland/schiessereituscon110.html) lese ich den Anreißer über einem Bericht zum Massaker in Tucson:
"Nach dem Anschlag auf die Kongressabgeordnete Giffords im US-Bundesstaat Arizona hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben. Der 22-Jährige, der nach Angaben der Behörden psychisch gestört ist, muss sich wegen Mordes und versuchten Mordes verantworten. Er wird heute erstmals dem Richter vorgeführt. Über sein Motiv wird weiter gerätselt. Er hat sechs Menschen erschossen und 14 verletzt."

Nun habe ich alles Verständnis der Welt dafür, daß es seit vielen, vielen Jahren in den deutschen Medien üblich (oder sogar obligatorisch) ist, noch nicht verurteilte Verdächtige als "mutmaßliche Täter" anzusprechen. Wenn kein Geständnis vorliegt (und selbst dann gibt es gelegentlich Überraschungen) ist es immer noch möglich, daß der mutmaßliche Täter sich als unschuldig erweist.
Hier aber ist der Täter auf frischer Tat festgenommen worden, er wurde noch am Tatort überwältigt. Es gibt keinerlei Spielraum für irgendwelche Zweifel an der Täterschaft, fraglich ist lediglich die juristische Einstufung.
Warum also die Formulierung vom "mutmaßlichen" Täter? Abgesehen davon ist der Journalist, der den Anreißer verfaßt hat, inkonsequent, denn am Ende des kurzen Textes ist kein Konjunktiv mehr, keine sonstige Distanzierung: "Er (der angeblich nur mutmaßliche Täter; W. H.) hat sechs Menschen erschossen und 14 verletzt." Punkt.

Im Radio habe ich vor vielen Jahren mal die bizarre Formulierung vom "mutmaßlichen Verdächtigen" gehört. Ich vermute mal, daß dieser semantische Eiertanz daher kommt, daß in den siebziger und achtziger Jahren ständig von mutmaßlichen Terroristen die Rede war. So häufig, daß "mutmaßlich" im Zusammenhang von Rechtsprechung die Bedeutung von "ganz besonders schlimm" bekam. Ein normaler Mensch weiß ja eh nicht, was "mutmaßlich" ist.

Montag, 10. Januar 2011

Die Saufverweigerungssteuer

Wenn Sie sich im Getränkemarkt umsehen, dann werden Sie feststellen, daß Cola oder andere alkoholfreie Getränke ziemlich genau soviel kosten wie Bier. Mineralwasser ist billiger, teilweise erheblich billiger. Im Lokal stellen Sie fest, daß Sie für einen halben Liter Bier deutlich weniger zahlen müssen als für die gleiche Menge Cola oder Fanta oder was. Selbst simples Mineralwasser ist normalerweise beim Wirt erheblich teurer als das Bier.
Diese Preisgestaltung ist weder zufällig noch willkürlich. Der normale Biertrinker bestellt ein Bier und trinkt das nächste und wird am Ende auf seinem Bierfilzl eine ordentliche Zeche stehen haben. Ein Limo-Trinker dagegen besetzt ebenfalls einen Stuhl im Lokal, benutzt das Klo, macht den Aschenbecher voll ([1]), trinkt aber, selbst wenn er lange sitzen bleibt, lediglich zwei oder drei Cola oder Fanta. Limo-Trinker sind für den Wirt ein Plage, ein undankbare Kundschaft.
Er bestraft sie mit einer Saufverweigerungssteuer, welche das Bier und andere alkoholische Getränke attraktiver machen soll.
Junge Leute fallen gerne drauf rein.
Wer als Sechzehnjähriger in ein Lokal kommt, dort eigentlich am liebsten Cola trinken würde, ärgert sich regelmäßig über den hohen Preis seines noch aus der Kindheit vertrauten Lieblingsgetränkes. Bier und bereits die bierhaltigen Mischgetränke wie Radlerhalbe (halb Bier, halb Limo), Russenhalbe (halb Weißbier, halb Limo) oder Cola-Weizen sind erheblich billiger, was ihn dazu verleitet, von purem Cola zu durch Weißbier verdünntem Cola-Weizen zu wechseln. Am Anfang geht die Rechnung auf. Mit drei Cola-Weizen kommt er erheblich billiger weg als mit anderthalb Liter Cola.
Später, wenn er auch innerlich umgestiegen ist auf Weizenbier und locker seine fünf oder acht oder zehn Bier trinkt, sieht die Rechnung für ihn finanziell nicht mehr so günstig aus. Für den Wirt umso mehr.
Der Dealer wird zum Pusher. Ein Wirt, der sich weigert, das Spiel mitzumachen, bekommt von der Brauerei seinen Pachtvertrag gekündigt.


[1]        Der Text ist schon etwas älter, wie man an diesem nostalgischen Detail sehen kann.

Montag, 3. Januar 2011

Zur Philosophie der Vermehrung

"Die Kunst aller Verführerinnen", so sagte man mir einmal in einer Internet-Diskussion, "liegt darin, den Mann glauben zu machen, er sei einzigartig."

Sag nicht, das sei Unfug. Das braucht's vielmehr, das ist der übliche Schmäh, den man in solchen Situationen absondert. Jeder weiß zwar, daß es 1 Schmäh ist, aber wenn man ihn nicht absondert ist es auch nicht recht. Weil?

Weil, wenn es aus ist und er/sie dir zuvor süßen Unfug ins Öhrli geflüstert hat, dann kannst du losschreien und ihr/ihm all die gebrochenen Versprechungen vorwerfen. Das erzeugt dann jenes wunderbar schlechte Gewissen, über das sich der Psychotherapeut so freut, weil es ihm das Ein- und Auskommen sichert.

Wenn er dagegen sagt: "Hömma, Ilse, ich fänd es rasend nett, wenn ich eine Frau hätt. Du wärst nicht die schlechteste, nö. Ich schlag also vor, wir fangen uns was an, schaumermal, obs hält und wenn ja, wie lange..."
Mit so einem Spruch machst du bei Ilse keinen Stich, denn Ilse denkt an die Zukunft. Weil, wenns aus ist, kann sie dir - wie gesagt - nix vorwerfen. So was ist doch nicht seriös, so was.