Sonntag, 6. März 2011

Egon Friedell über Plagiate und Plagiatoren

"Was nun ... die Frage des Plagiats anlangt, so ist das Geschrei über die geistige Entwendung eines der überflüssigsten Geschäfte von der Welt. Jedes Plagiat richtet sich nämlich von selbst. Auf ihm ruht der Fluch, der jedes gestohlene Gut zu einem freudlosen Besitz macht, sei es nun geistiger oder materieller Natur. Es erfüllt den Dieb mit einer Unsicherheit und Befangenheit, die man ihm auf hundert Schritte anmerkt. ... Wir können immer nur unsere eigenen Gedanken wirklich in Bewegung setzen, weil nur diese unsere Organe sind. Eine Idee, die nicht uns, sondern einem anderen gehört, können wir nicht handhaben, sie wird uns abwerfen, wie ein Pferd den fremden Reiter, sie ist wie eine Schmuckkassette, deren Vexierschloß man nicht kennt, wie ein Paß, der fremde Länder öffnet, aber nur dem, dessen Bild und Namenszug er trägt. Man lasse daher die Menschen an geistigem Eigentum nur ruhig zusammenstehlen, was sie erwischen können, denn niemand anders wird den Schaden davon haben als sie selbst, die ihre schöne Zeit an etwas völlig Hoffnungsloses vergeudet haben."

Egon Friedell: "Kulturgeschichte der Neuzeit"

-------------------------------------------------------------------------

Ganz schön altmodisch, was dieser Friedell da schreibt, wa? Vor allem der Satz "Es erfüllt den Dieb mit einer Unsicherheit und Befangenheit, die man ihm auf hundert Schritte anmerkt. ..."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen