Sonntag, 8. August 2010

Bruni Mayer, eine Felsin im Schwarzen Meer

Viel ist die Rede von Frauen in der Politik [1], viel auch von schurkischen Politikern, die bescheißen, wo immer es etwas zu bescheißen gibt. Daß Bruni Mayer vor inzwischen 23 Jahren Landrätin im Landkreis Rottal-Inn in Niederbayern geworden ist, das hat mit einem Politiker-Beschiß der ganz besonderen Art zu tun.

Eigentlich nämlich war ja ihr - inzwischen verstorbener - Mann Ludwig Landrat im Kreis Rottal-Inn gewesen. Der Mayer Biasch, wie man ihn nannte, war der Bub vom alten Mayer, dem das Lagerhaus Mayer in Eggenfelden gehörte. Er war der erste Landrat, seit man 1972 die Landkreise Eggenfelden und Pfarrkirchen zu einem Landkreis zusammengelegt hatte, und er blieb es bis 1984. Und er war bei der CSU, wie es sich gehört, in einer Gegend, die eine der schwärzesten in der ganzen Republik ist.

Als das viel zu klein gewordene Kreiskrankenhaus Eggenfelden durch einen Neubau am Stadtrand ersetzt wurde, hat der Mayer Biasch mit der Firma Siemens, die damals die medizinischen Geräte liefern sollte, einen Deal ausgehandelt, einen sogenannten "Naturalrabatt". Wenn Siemens den Auftrag für Eggenfelden bekäme, dann sollten sie im Kreiskrankenhaus Simbach/Inn eine Intensivstation und eine Röntgenanlage einrichten. Kostenlos natürlich, denn regulär wäre das nicht zu finanzieren gewesen, und ohne Intensivstation war die Lage in Simbach inzwischen dramatisch geworden.

Die Sache kam auf, der Mayer Biasch wurde des Subventionsschwindels angeklagt, seines Amtes enthoben und aus der CSU ausgeschlossen. Der CSU, die den ziemlich unbürokratischen Landrat anscheinend schon länger loswerden wollte, kam es dabei gerade recht, daß der verheiratete Mayer Biasch damals gerade mit einer geschiedenen Frau rummachte. Als er sich dann seinerseits scheiden ließ und die geschiedene Bruni heiratete, hatte es sich der Mayer Biasch mit der CSU endgültig verschissen.

In Zeiten, da ein bekennender Schwuler Außenminister ist, mag dies merkwürdig erscheinen, damals aber war ein niederbayerischer Landrat, der als Geschiedener eine geschiedene Frau heiratete, ein echter Skandal.

Da der Biasch wegen des Subventionsschwindels bei der nächsten Landratswahl nicht mehr antreten durfte, kandidierte also seine neue Frau Bruni. Die Mayer Bruni galt damals als ein rechtes Trutscherl [2], sie selbst sah das wohl ähnlich, denn zwanzig Jahre später meinte sie in einem Interview: "Von Verwaltung hatte ich keine Ahnung. Ich war mit Leib und Seele Hausfrau."

Gestört hat das damals aber keinen, denn allen war klar, daß sie nur die Strohfrau sein würde, während im Hintergrund weiterhin der offiziell geächtete Mayer Biasch die Fäden ziehen würde.

Das war natürlich ein hinterfotziger Trick, aber der Niederbayer (mich eingeschlossen) liebt hinterfotzige Tricks, wenn sie nur hinterfotzig genug sind. Hinterfotzig genug sind sie dann, wenn jeder sehen kann, was läuft, aber keiner was dagegen machen kann.

Bruni Mayer trat also für die neugegründete Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) zur Wahl an und sie klatschte den CSU-Kandidaten regelrecht an die Wand. So nachhaltig war die Blamage, daß die CSU seither keinen eigenen Landratskandidaten mehr im Kreis Rottal-Inn aufgestellt hat.

Moralische Bedenken, daß sie mit ihrer Wahlentscheidung die finsteren Ränkespiele eines Betrügers noch nachträglich honorierten, hatten die Rottaler nicht. "Freilich hat er beschissen", sagten sie, "aber er hat das Geld doch nicht in die eigene Tasche geschwindelt. Wir haben jetzt eine weitere Intensivstation, das ist doch keine schlechte Sache. Wenn so etwas vorne rum nicht geht, dann muß man es sich halt hintenrum ertricksen. Solche Leut wie den Mayer Biasch bräucht's mehr."

So sind's, die Rottaler, rabenschwarz bis in die tiefsten Abgründe ihrer Seele hinein. Aber schwarz ist natürlich auch die Farbe der Anarchie.

Aus der Tatsache, daß die Mayer Bruni ihren Job inzwischen schon 23 Jahre lang macht, mag man schließen, daß sie inzwischen das Handwerk eines Landrats verdammt gut erlernt hat.

Und so schlimm kann es mit dem Trutscherltum schon damals nicht gewesen sein. Bei Amtsantritt ist sie nämlich im Landratsamt Pfarrkirchen von Zimmer zu Zimmer gegangen und hat gesagt: "Also, ich bin jetzt die neue Chefin, aber ich sag Ihnen gleich, ich kann das nicht, was Sie können. Ich bitte Sie daher von ganzem Herzen um Ihre Unterstützung. Bitte lassen Sie mich nicht im Stich!"

Um so was zu sagen braucht es sehr, sehr viel persönliche Souveränität. Einer, der sich so unverblümt als Depp darstellt, der ist keiner.



[1] Deren es, meinen viele, zu wenig gibt, während anderen wiederum schon die eine an der Spitze mehr als genug ist.

[2] Ein "Trutscherl" ist eine weibliche Person von sehr begrenzter Kompetenz, sei es allgemein, sei es auf einem bestimmten Gebiet.

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