Donnerstag, 20. Mai 2010

Die Finanztransaktionssteuer...

...und warum sie nicht kommt

Bei der Finanztransaktionssteuer stellt sich mir zuvörderst die Frage, warum sie bislang noch nicht eingeführt worden ist. Die Antwort, die ich mir gebe, macht mich wenig zuversichtlich, daß die Steuer je eingeführt wird.
Die Antwort lautet nämlich: Es sind die Spenden.

Wer Geld, ich mein, so richtig viel Geld hat, der spendet an Parteien oder direkt an Ministerien, sei es in bar, sei es in Form von kostenlosen Mitarbeitern in den Ministerien. Das bolschewistische Hetzblatt "Die Welt" etwa schreibt, in den Jahren 2005 und 2006 hätten die Bundesministerien, das Bundespräsidialamt und die obersten Bundesbehörden insgesamt 82,4 Millionen Euro als Sponsorenleistungen erhalten. Ich mein, das ist eine Menge Zaster und wer so viel Geld erhält, der müßte schon ein menschliches Monster sein, wenn er dies nicht mit Freundlichkeiten gegenüber den netten Spendern honorierte.

Das ist natürlich Korruption, aber in der Bananenrepublik Deutschland ist Korruption, wie in allen zivilisierten Ländern, absolut legal.

Ich wage die Behauptung, daß Staatschef Ackermann niemals seine Bundeskanzlerin Merkel beauftragen wird, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen.

Samstag, 8. Mai 2010

Anzugkinder

Auf dem Blog von Fabio De Masi habe ich das nebenstehende Photo gefunden, auf dem ausweislich des Bildtitels Joschka Fischer im Alter von 12 Jahren abgebildet ist. 12 Jahre, das ist das Alter, in dem katholische Kinder in Deutschland gefirmt werden und die Buben sich zu diesem Anlaß in einen richtigen Anzug zwängen müssen. Auch von mir gibt es ein Bild aus dieser Zeit, ebenfalls im Anzug, nur halt mit Fliege statt mit Krawatte.

Wir sind fast gleichaltrig, die zwei Jahre, die Herr Fischer älter ist als ich spielen in unseren vorgerückten Jahren keine Rolle mehr. Unsere Eltern sind Heimatvertriebene, seine aus Ungarn, meine aus dem Sudetenland, unser beider Väter waren Metzger, beide waren wir katholisch.

Und nun schau sich mal einer die Bilder der beiden Buben an. Zwei ganz ähnliche Bilder (diese Brillen, die man damals trug!) und doch so verschieden, wie zwei Bilder bei gleichem Motiv nur immer verschieden sein können.

Joschka... ich darf den zwölfjährigen Ex-Außenminister doch mit dem Vornamen bezeichnen? Joschka also in lässiger Pose, selbstbewußt in Gesichtsausdruck und überkreuzten Armen, das Gewicht auf dem Standbein, das Spielbein locker abgespreizt. Ein Bub, der im Anzug zur Welt gekommen sein scheint, mit so selbstverständlicher Eleganz weiß er ihn zu tragen.

Ich dagegen stehe stocksteif da, das Unbehagen, an diesem festlichen Tag einen Anzug (mit Schmieserl, man stelle sich vor) tragen zu müssen, hat mich erstarren lassen, Unbehagen in Gesicht und Haltung. Ich weiß noch sehr gut, wie mich als Bub das Anlegenmüssen formeller Kleidung belastet hat, wie froh ich war, wenn mich kein Gleichaltriger, den ich kannte, darin sehen konnte, zu sehr hätte ich mich geschämt.

Für mich waren Anzug und Krawatte immer Maschkera, also eine Faschingsverkleidung und sie sind es noch. Die Faschingsverkleidung von Joschka Fischer dagegen waren, das wird aus seinem Jugendbildnis deutlich, Jeans und Turnschuhe.

Kein Wunder, daß aus ihm was geworden ist und aus mir nicht.