Dienstag, 30. September 2008

Sammy und Lola und der Präsident

Der "Süddeutschen Zeitung" ist sie aufgefallen, diese wirklich verblüffende Ähnlichkeit zwischen den Bildern auf der Titelseite und der Anzeige auf der letzten Seite.


Das hier sind meine zwei Mädels, d. h. sie waren es. Die rechte, die arme Lola, ist inzwischen leider gestorben.

Montag, 29. September 2008

Die Schweiz und die Niederlande

Aus dem Usenet

In der Newsgroup de.etc.sprache.deutsch stellte ich im November 2007 mal die Frage:

"Die Niederländer haben ihren Dialekt (oder genauer: einen ihrer niederdeutschen Dialekte) zur Hoch- und Schriftsprache gemacht, mit verbindlicher Rechtschreibung und Grammatik und all dem. In der Schweiz ist das ausgeblieben. Hat einer eine Idee, wieso?"

Und bekam zur Antwort: "Kleiner Tipp: Schau Dir mal die Topographie an."

Mehr kam nicht, so daß ich mir den Sinn selbst zusammenreimen mußte. Allerdings - nach meiner Erklärung müßte es mit Holland und der Schweiz eigentlich genau andersrum sein:

Die Niederlande sind flach, ständig kommen irgendwelche Deutschen über die Grenze geschlappt, weil es sich so leicht geht dort. Und sie plappern mit den Holländern und weil es so viele Deutsche sind, vergißt der Holländer, daß er eigentlich eine neue Sprache erfinden wollte.

Die Schweiz dagegen ist gebirgig, hoch gebirgig. Wer davor steht, frägt sich natürlich, ob er da wirklich reingehen will, über all diese hohen Berge. Und die Eingeborenen schauen auch nicht vertrauenerweckend aus, lauter seriöse Leute mit Schlips, die dir ein Nummernkonto aufschwatzen wollen. Bis zum Alpöhi im Oberen Emmental schafft es der Wanderer ohnehin nicht. Allenfalls der eine oder andere Wanderer, der vom Wirt an der Grenze erfährt, daß hinter der Schweiz Italien liegt, wird sich seufzend dazu entschließen, Schweizer Boden zu betreten. Und er wird schweigend und raschen Schrittes danach trachten, die Schweiz zu queren. So erfährt nie ein Schweizer, daß es sowas wie eine deutsche Sprache gibt.

Das lehrt mich die Topographie.

Sonntag, 28. September 2008

Justizreform - Strafrecht

Ich war ja mal - nicht lang, aber doch - Psychologe beim privaten Straffälligenhilfsverein Kontakt e. v. in Regensburg. Der Kollege F. hatte seinerzeit zu bedenken gegeben, daß ein Tag Gefängnis den Staat pro Gefangenen knapp 100,00 DM kosten würde. Gäbe man, so meinte er, diese 100,00 DM dem Gefangenen direkt, so müßte dieser nicht mehr zum Einbrechen gehen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Justizreform - Straßenverkehr

Bei Verkehrsverstößen ist ja gerne ein groß' Gejammere um den hinterhältigen Staat, der seine braven Bürger abzockt. Um diesem leidigen Klagen ein Ende zu bereiten, schlage ich Leibesstrafen für gröbere Verkehrsverstöße vor, zu vollstrecken nicht am Fahrer, sondern am Auto.
Jeden Samstag nachmittag zerschlägt der kommunale Henker auf einem Öffentlichen Platz mit dem großen Vorschlaghammer Teile von Autos der Delinquenten, je nach Art und Schwere des Vorstoßes: Ein Scheinwerfer, alle beide, Scheibenfenster links etc. pp. Bei Wiederholungstätern darf dann schon auch mal das ganze Auto zu Klump gehaut werden. Und: Der Delinquent muß bei der Vollstreckung des Urteils dabei sein.
Das würde reinhaun. Seine Oma schiebt man schon mal in den Backofen, ihrem Auto aber wollen die wenigsten ein Leid antun lassen.

Weisheit & Alter

Als Kind und Jugendlicher hat man mich gelehrt, die Weisheit des Alters, die Weisheit der Alten zu respektieren. Als Kind und Jugendlicher war ich mir schmerzhaft meiner Grenzen bewußt, das ging schon mit der Rechtschreibung los. Zwar wußte ich damals schon, wie man ein Wort richtig schreibt, aber ganz sicher war ich mir nie. Und ich habe den Lehrer bewundert, der ganz genau wußte, welche Schreibweise er rot anstreichen mußte und welche nicht.

Gut, mußt du warten, bis du erwachsen bist, dann bist du auch so schlau wie die Erwachsenen. Und dann mußt du warten, bis du alt bist, dann bist du auch so weise und einsichtig wie die Alten.

Jahrelang habe ich auf das Kommen dieser Weisheit gewartet und muß nun an der Schwelle zum echten und richtigen Alter erkennen, daß es wohl doch nur eine Propagandalüge war, die einst erfunden wurde, damit die Senioren vom Stamm nicht mehr erschlagen und aufgefressen wurden; was natürlich seinerseits schon wieder ein Zeichen für Weis- und Schlauheit ist und für die Einfalt der Jüngeren, die diese Story geglaubt haben.

Nun könnte ich mir zwar mit der Theorie behelfen, es sei nur bei mir so, daß die Weisheit nicht und nicht kommen will, aber wenn ich mir anschaue, was andere Leute in meinem Alter und darüber so von sich geben...

Donnerstag, 25. September 2008

Lasagne al Porno

Der Franze hat gsagt, dieses "Lasagne al Porno" solln sich die Mafiosis selber zammfressn. Wenigstens beim Essen, sagt er, will er nicht an das eine denken.

Dienstag, 23. September 2008

Früher, mei früher...

Das Seufzen über die guten alten Zeiten, die rückwärts gewandte Utopie, ist ein in der Kultur- und Sozialgeschichte sehr beliebter Topos.
In den Naturwissenschaften und der Technik verläuft ganz ohne Frage und ernsthafte Zweifel die Entwicklungslinie des menschlichen Geistes konsequent von unten nach oben. Es ist ja auch mit den Händen zu greifen. Ein modernes Auto ist einfach schneller, bequemer und überhaupts als das Auto von Carl Benz, die - immerhin schon gefederte - Kutsche der Goethezeit oder gar die ungefederte Kutsche aus noch früheren Zeiten.
Was aber nun die Geistes- und Kulturgeschichte angeht, so sieht man hier die Entwicklungslinie günstigstenfalls horizontal laufen (Donnerwetter, die haben früher aber schon genauso saustarke Stories geschrieben wie heutzutage), meistens aber sieht man sogar eine von oben nach unten verlaufende Linie: Stücke, wie sie Goethe schrieb, kann heute keiner mehr schreiben, und dem Vergleich mit Euripides und Sophokles kann seit Moliére und Shakespeare sowieso keiner mehr standhalten. Eigentlich komisch. Wieso eigentlich sollte auf dem Gebiet der Kunst kein Fortschritt - kein technischer Fortschritt, meine ich - zu beobachten sein?
Ähnliches ist im übrigen zu beobachten bei moralischen Kategorien. Seit den ersten bekannten schriftlichen Aufzeichnungen auf den babylonischen Keilschrifttafeln, seit dem Gemäre dieses unsäglichen Cato ist es ein ständig wiederkehrender Topos, daß es mit der heutigen Jugend auch nicht mehr weit her wäre, daß ein ständiger Sittenverfall zu beobachten sei.
Und selbst wenn diese Ach-wie-war-es-früher-schön-Prediger denn recht hätten, eines vergessen sie regelmäßig: Daß es nämlich sie selbst waren, welche die Welt so verändert haben, daß sie eine zu nichts mehr taugende Jugend produziert.

Montag, 22. September 2008

Zeitschiene mit Programmatik füllen

Im SPIEGEL vom Juni 2006 wurde ein gewisser Herr Schauerte zitiert: "Wir müssen jetzt unsere Zeitschiene mit Programmatik füllen." Das heißt auf Deutsch: "Wir haben keine Ahnung, was wir machen sollen. Wir haben den Rest der Legislaturperiode vor uns und wissen, daß wir irgendwas tun müssen, wissen aber nicht, was."

Zeitmaschine

Manchmal geht mir so eine Geschichte durch den Kopf: Mit einer Zeitmaschine kommt einer von heute in die späten siebziger, frühen achtziger Jahre und erzählt, wie die Welt im Jahre 2005 aussieht und was dieser oder jener von den Leuten von damals heute so macht:
An der Startbahn West auf den Fischer Joschka deuten und sagen, dies sei der künftige Außenminister, der erste, der die Bundeswehr in einen Krieg schicken wird. Oder bei einer DKP-Versammlung erzählen, daß in den Neunzigern der Krenz Egon sich eine Existenz als Unternehmensberater aufbaut. Oder daß der Schily als der toughste Marshal von Tombstone in die Geschichte des Wilden Westens eingehen wird.

Zwei Schachteln Gitanes ohne Filter

Im Tabakladen/Regensburg-Altstadt
Personen: Ich/Verkäuferin
I: Zwei Schachteln Gitanes ohne Filter bitte.
Verkäuferin nickt und dreht sich um zum Regal mit den Zigaretten. Dreht sich wieder zu mir.
V: Gitanes?
I: Gitanes.
Verkäuferin dreht sich zum Regal, über zu die Schulter zu mir.
V: Mit Filter oder ohne?
I: Ohne.
V: Wieviel?
I: Zwei.
Als Kind hatte ich mir immer gewünscht, einen Tag mal ein Depp zu sein, weil es mich unheimlich interessiert hat, wie sich das von Innen anfühlt, nichts, aber überhaupt nichts zu kapieren. Inzwischen denke ich mir manchmal, ich habe es längst geschafft, bin aber zu blöd, es zu merken.

Rauchende Tankwarte

Als ich das erste Mal nach Italien in Urlaub gefahren bin, standen an den Autobahntankstellen spätestens ab Rom die Tankwarte grundsätzlich mit brennender Zigarette am Gerät. Die Vision einer in den nächsten Minuten explodierenden Tankstelle hat mich dazu veranlaßt, entnervt weiter zu fahren, um an der nächsten Tankstelle dieselbe Situation vorzufinden. Inzwischen lebe ich seit fast neun Jahren in Italien, deutlich südlicher als Rom, und habe die Erfahrung gemacht, daß eine offensichtlich wichtige Einstellungsvoraussetzung für einen Tankwart (SB-Tankstellen gibt es hier in Süditalien nur wenige) der Umstand ist, daß er Kettenraucher sein muß. Wann immer du vorfährst, nahezu immer hat mindestens einer der beiden Tankwarte eine brennende Zigarette im Mund. Das fällt mir inzwischen kaum noch auf. An Berichte über brennende und explodierende Tankstellen in Italien kann ich mich nicht erinnern...

Heimat und Wegwerf-Maximen

Die Doppelwertigkeit (oder seine Wertlosigkeit, was dasselbe ist) des Begriffes "Heimat" bekommt der Deutsche gelegentlich zu spüren.

Wenn ein Politiker in Parlament und Nadelstreif eine Rede zur Wirtschaftspolitik hält, wird er über kurz oder lang fast zwangsläufig auch auf die Arbeitsmarktpolitik kommen. Und er wird - fast zwangsläufig - die Mobilität betonen, die in diesen Zeiten so wichtig sei. Nicht nur die berufliche Mobilität, sondern auch und nicht zuletzt die räumliche Mobilität. Wenn in Flensburg keine Schweißer mehr gebraucht werden, wohl aber in Berchtesgaden, dann könne es doch nicht zuviel verlangt sein, wenn der Herr Schweißer seine Sachen packe und samt Familie nach Berchtesgaden ziehe.

Hält derselbe Politiker in Bierzelt und Trachtenanzug dagegen eine kulturkritische Rede, wird er - fast zwangsläufig - die Bedeutung betonen, welche die Verbundenheit mit dieser Heimat für uns alle bedeutet. Beklagen wird er, daß in diesen Zeiten die eigene Heimat nicht mehr viel gilt, daß viel zu viele sich allzu bereitwillig entwurzeln ließen und jetzt wurzel- und damit ziellos in den Abgrund taumelten.

Das erste ist die Nadelstreif-Maxime, das zweite die Trachtenanzug-Rhetorik. Beides sind Wegwerf-Maximen, Maximen also von hohem moralischen Rang, die ich für eine bestimmte Argumentation in Anspruch nehme, um sie sofort anschließend wieder zu vergessen, weil sie mir bei anderer Gelegenheit schwer im Weg stehen.

Bronson

Der Franze hat gsagt, als Schauspieler wär der Charles Bronson ja nicht schlecht gewesen, aber man sagt so was einfach nicht. "Pieseln" sagt er, geht grad noch, aber "Wasser lassen" wär halt doch vornehmer.

Sind Könige Mörder?

Man kennt es aus der Geschichte zur Genüge: In den regierenden Familien nicht nur der europäischen Monarchien war es ein oft und gern geübter Brauch, daß Väter ihre Söhne, Onkel ihre Neffen (und jeweils umgekehrt) nicht nur töten wollen, sondern dies auch tatsächlich tun.
Als moderner Mensch steht man etwas ratlos vor diesem Phänomen und tut dies als irgendwie gearteten Brauch ab.
Dabei ist die Tötung naher Verwandter in dynastisch-monarchischen Herrscherhäusern das Ergebnis eines verdammten Dilemmas.

Monarchische Herrscherhäuser entstehen aus dem Adel. Der Adel war eine Kriegerkaste, die sich und ihre Eigenschaften edel, edelig, adelig nannte. Diese Berufskrieger be­herrschten den Stamm, einschließlich der besiegten anderen Stämme, denn alle Macht kommt von der Klinge des Schwertes. Jener wiederum aus dieser Gruppe, der sich als der stärkste, brutalste, hinterhältigste - also: edelste, edeligste, adeligste - von allen erwiesen hatte, be­herrschte den herrschenden Adel und nannte sich König (oder Häuptling oder Fürst oder wie immer).
Damit die Herrschaft auch nach dem Tode des Königs in seiner Familie blieb, bestimmte der König seinen ältesten (überlebenden) Sohn zum Nachfolger. Um auf Dauer König, und also Chef einer brandgefährlichen, vor nichts zurückschreckenden Machtelite zu bleiben, mußte der Thronfolger (und nicht nur er, sondern auch die anderen Söhne, die quasi als Reserve bereit stehen, wenn dem Thronfolger etwas zustößt) mindestens genauso stark, brutal und hinterhältig sein wie der alte König, sein Vater. Damit er dies wurde, war es unumgänglich, ihn von Kindesbeinen an in den edlen Tu­genden des Adels, also Stärke, Brutalität und Hinterhältigkeit zu schulen.
Dadurch sicherte der König seiner Familie das Königtum über den eigenen Tod hinaus.
Dadurch geriet der König aber auch in ein verfluchtes Dilemma. Ein berufsbedingt ultramieser Stinkstiefel muß berufsbedingt im eigenen Hause eine Brut ultramieser Stinkstiefel heranzie­hen, damit einer von ihnen dereinst sein würdiger Nachfolger werde. Die Söhne des Königs sind Leute, denen man von klein auf beigebracht hat, jeden umzulegen, der ihnen im Wege steht.
Diese Schulung des eigenen Nachwuchses in den Tugenden des Adels ist für den König eine Investition in die Zukunft seiner Gene über den individuellen Tod hinaus. Solange er lebt, ist aber noch er König und muß vor dieser Horde machtgieriger und vor nichts zurückschreckender Söhne eine Heidenangst haben.
Scheißspiel!
Nun sind Morde innerhalb einer Familie auch heute nicht so selten, wie es sich der biedere Menschenfreund vorstellt. Bei der überwiegenden Mehrzahl aller Tötungsdelikte besteht (laut der Kriminalstatistik unserer Tage) eine enge verwandtschaftliche Beziehung zwischen Täter und Opfer.
Der moderne Psychologe aber sagt dir, daß in deiner Familie bei der Entwicklung der persönli­chen Beziehungen verdammt viel schief gelaufen sein muß, bis es soweit kommt, daß dich der eigene Sohn irgendwann erschlägt. In den guten, alten Zeiten jedoch war - zumindest bei Kö­nigs - der Vater–/Sohn–/Bruder–Mord die Folge einer geglückten Erziehung.

Sonntag, 21. September 2008

Anarchie

Der Franze hat gsagt, er wär immer schon ein leidenschaftlicher Anarchist gewesen, in dem Fall aber, sagt er, Befehl ist halt Befehl.

Der Weg ist das Ziel

Aus dem Usenet

Zur Vorgeschichte: Im Sommer/Herbst 2003 hatte ich im Usenet in der dafür zuständigen Gruppe de.admin.news.groups den Antrag auf Einrichtung einer neuen Newsgroup zum Thema MPU gestellt. Es gab sehr, sehr heftige Diskussionen, der Antrag wurde schließlich abgelehnt, da die Mehrheit die Notwendigkeit einer solchen Newsgroup nicht erkennen konnte. Die Quote positiver zu negativer Stimmen war dabei neuer Usenet-Rekord. Noch nie zuvor ist ein Antrag so einhellig abgelehnt worden. (Ich glaube, der Rekord hält immer noch.)

Ich nahm abschließend dazu Stellung, schlug dabei einen versöhnlichen Ton an:

- Andererseits: Alles in allem hatte mein Antrag doch einen ziemlich hohen Unterhaltungswert, alle haben sich köstlich amüsiert. Mehr, glaube ich, darf man von einem Antrag auf Einrichtung einer neuen de.Newsgroup nicht erwarten.

- Doch, die Einrichtung einer Gruppe. Mit sinnvollen Vorschlägen und nichtbeleidigendem Verhalten klappt das auch.

- Schon der Heilige Konfusius sagt: "Der Weg ist das Ziel". Stell dir vor, ich wäre von Anfang an auf der netten und freundlichen und nichtbeleidigenden Schiene gefahren - dann hätten wir jetzt eine neue Newsgroup, die nach der Mehrheit der Abstimmenden eigentlich ausgesprochen überflüssig ist.

Lüge

Daß man nach Möglichkeit nicht lügen sollte, ist schon klar. Das menschliche Zusammenleben wäre kaum möglich, wenn Lügen eine allgemeine Übung wäre und jeder jeden ständig anlügen würde. Keine Verläßlichkeit. Klar. Wer aber hat die Behauptung aufgebracht, daß man nie, niemals lügen dürfe und daß dies der höchste Stand moralischer Vollkommenheit auf diesem Gebiet sei? Es liegt auf der Hand, daß der Spruch von Leuten stammen muß, die wesentlich häufiger Leute nach etwas fragen als selber ihrerseits von jemand anderem gefragt werden. Solche Leute wollen natürlich nicht angelogen werden.

Schwarze Katze

Der Franze hat gsagt, schwarze Katzen bringen Unglück. Alles andere, sagt er, aber auch.

Samstag, 20. September 2008

Frisierte Zahlen

Kurz vor der Jahrtausendwende, als Pisa in Deutschland nichts weiter war als der Name einer italienischen Stadt, schickte mich meine Frau in den Nachbarort, beim dortigen Bio-Friseur zwei Fläschchen Haarkur und zwei Tuben Mandelcreme zu holen.
Bedient hat mich dort, ausweislich eines Schildchens mit Lichtbild ein Fräulein Klaudia (mit "K", tatsächlich). Fräulein Klaudia, noch jung an Jahren aber sichtlich kein Lehrling mehr, gab mir das Gewünschte. Dann nahm sie sich ein Rechnungsformular, schrieb darauf "2 x 13,50 DM" und akkurat darunter noch mal das Gleiche. Anschließend kramte sie in einer Schublade und holte daraus einen Taschenrechner hervor, die Gesamtsumme auszurechnen.
Noch vor dem ersten Tastendruck weihte ich sie in das Geheimnis ein. Mit einem 50-DM-Schein und einer Fünfmark-Münze wedelnd sagte ich ihr, daß die Gesamtsumme 54,00 DM betrage. Sie aber, die vielleicht einen Betrüger in mir vermutete, vielleicht auch nur konsequent das Begonnene vollenden wollte, ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie tippte ein und tippte ein und verkündete schließlich frohgemut, die Gesamtsumme betrage 66,00 DM. Ich widersprach und beharrte auf meinem Rechenergebnis. Sie blickte mich an, fand ihren Verdacht, einen Betrüger vor sich zu haben, womöglich bestätigt und machte sich erneut daran, ihren Taschenrechner um Rat zu fragen. Diesmal ging sie gründlich vor und ließ nach bemerkenswert langer Zeit für eine so einfache Operation triumphierend verlauten, ich hätte 63,00 DM zu bezahlen.
Eine Kollegin, die wohl mit halbem Ohr unser Gespräch belauscht hatte, riet Fräulein Klaudia, sie solle doch den Taschenrechner nehmen. Das, verkündete diese, habe sie schon, der Taschenrechner sei aber offensichtlich kaputt. Eine verwegene Theorie, liefern doch Taschenrechner nach aller Erfahrung entweder ein richtiges Ergebnis oder sie sind - weil die Batterie schon am Ersterben ist - gar nicht mehr sinnvoll zu bedienen.
Wie auch immer: Fräulein Klaudia nahm sich einen Stift und rechnete die Summe von Hand aus. Wie sie das machte, bleibt rätselhaft angesichts von "2 x 13,50" zweimal untereinander geschrieben.
Wie immer sie es machte, sie machte es und kam diesmal auf kühne 36,00 DM. Das wäre mir zwar durchaus recht gewesen, aber ich wollte niemand betrügen und beharrte auf 54,00 DM. Sie - allmählich ungeduldig wegen soviel Rechthaberei meinerseits - nahm sich die Rechnung nochmal vor und kam jetzt auf 34,00 DM.
Diesmal gab ich nach. Sie würde 34,00 DM in die Registrierkasse tippen, der Betrag würde also stimmen, die Differenz von 20,00 DM ginge demnach zu Lasten der Firma, die mir solvent genug schien, den Verlust zu verkraften. Diskret steckte ich die Fünfmark-Münze weg und gab dem großzügigen Fräulein Klaudia den Fünfzigerschein zum Wechseln. Sie nahm ihn, griff in die Kasse und gab mir 26,00 DM zurück.
Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, die damit zusätzlich geschenkten 10,00 DM auch noch einzustecken, dann aber siegte die Klassensolidarität zwischen uns zwei Werktätigen. Diesen Fehlbetrag würde wohl das Fräulein Klaudia oder die Gesamtheit der Angestellten ausgleichen müssen, weil in der Kasse ja 34,00 DM eingetippt waren.
Soviel zum Thema "Bildungsnotstand".

P. S.: Diese Geschichte ist wahr und selbst erlebt, nichts ist erfunden. Sogar die Zahlen sind authentisch, ich habe mir alles noch im Auto, vor der Heimfahrt, notiert.

Amerikanische Wissenschaftler


Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, daß 95 % aller Meldungen, die mit "Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt..." beginnen, Unfug sind.

Fabrikhalle


Was mag wohl dieses Bild d
arstellen? Wenn du nicht so ganz genau hinsiehst, magst du es auf den ersten Blick für einen Ausschnitt aus einer Werkshalle halten. Diese kühle, blitzende Eleganz, die dich frösteln läßt. An diesem eiskalten Eindruck vermag auch die merkwürdige Pflanze im Vordergrund wenig zu ändern. Genau genommen verstärkt sie den Eindruck bloß, weil natürlich durch den Kontrast die Wirkung des blitzenden Me­talls nur umso stärker rauskommt.

Und dann die Werkshalle aus einer anderen Perspektive und mit "Arbeiterin". Es ist ein Fitness-Studio, verdammt, tatsächlich ein Fitness-Studio. Und was das wirklich Verrückte an der Sache ist: die beiden Fotos stam­men nicht etwa aus einer kritischen Illustriertenreportage über eiskalte Fitness-Stu­dios, sondern aus einem Werbeprospekt eines Fitness-Studios.

Abenteuerlich, so was! Da verbringen die Leute ihre Arbeitstage in irgendwelchen Fabrikhallen, wo irgendwelche Maschinen vor sich hinstampfen oder in Büros, wo blitzende Computer ihnen einen fremden Rhythmus aufzwingen - und kaum sind sie draußen, in der heiß ersehnten Freizeit, setzen sie sich in ihre Autos, fahren zum nächsten Fitness-Center und setzen das enervierende rhythmische Stampfen fort. Aber was willst du auch von Leuten erwarten, die sich freiwillig in einer Disco dem Stampfen der Techno-Music aussetzen?

Dionysos, oder?

Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, daß der griechische Gott Dionysos, der Gott der Sinnenfreude und des rauschhaften Lebensgenusses in archaischen, vorklassischen Zeiten noch den Namen OTSAPPHTIS trug.